Albert

Boßlet

Kirchen von

Albert Boßlet

Aschaffenburg | Herz Jesu
Schwarzach am Main | Abteikirche Münsterschwarzach
St. Ingbert | St. Hildegard

In dem Hasten und Treiben, in dem nervösen Tempo unserer Zeit muß der Kirchenraum mehr denn je durch große Einfachheit, Raumruhe und Raumstimmung zu innerer Ruhe und Einkehr führen.

– Albert Boßlet: Gedanken zum neuzeitlichen Kirchenbau, in: Der Seelsorger 4, 1929/30, 9-11, 11.

Albert Boßlet wurde am 23. Januar 1880 in Frankenthal/Pfalz geboren. Nach 2-jährigem Volontariat in einem Architekturbüro seiner Geburtsstadt studierte er von 1901 bis 1902 Architektur am Technikum Neustrelitz. Anschließend arbeitete er von 1903 bis 1908 in verschiedenen Büros und war von 1909 bis 1915 selbständiger Architekt in Landau/Pfalz. Während des Ersten Weltkriegs gehörte er ab 1915 als Ingenieur zum Generalstab der Pioniere.

Zwischen 1919 und 1925 war Boßlet Referent für Wohnungs- und Siedlungswesen im bayerischen Sozial-Ministerium. In dieser Zeit oblag ihm die Wiederaufbauleitung für die Gemeinde Oppau, die 1921 durch eine Explosion des Oppauer BASF-Stickstoffwerks zerstört worden war. Für diese Aufgabe wurde er 1928 mit dem Professorentitel geehrt. Ab 1925 arbeitete er als selbständiger Architekt in München, Landau und Würzburg. 1930 wurde er zum Komtur des päpstlichen Ritterordens des Hl. Gregor des Großen ernannt, 1938 wurde er Mitglied der NSDAP.

Boßlet wurde zunächst vom süddeutschen Heimatstil und von der Stuttgarter Schule um Theodor Fischer beeinflusst. Nach Hinwendung zum gotisierenden Expressionismus und Funktionalismus in den frühen 1920er Jahren arbeitete er ab den späten 1920er Jahren im romanisierenden Stil, angelehnt an regionale Vorbilder. Sein Werk umfasst schwerpunktmäßig Sakralbauten (mehr als 100 ausgeführte Projekte). Er war insbesondere für die Diözesen Speyer, Würzburg und Regensburg tätig: z. B. mit der Herz-Jesu-Kirche und dem Pius-Seminar der Mariannhiller Mission (1927/28) in Würzburg, der Herz-Jesu-Kirche (1928/29) in Aschaffenburg, der Christuskönig-Kirche (1931-33) in Hauenstein und St. Ludwig (1935) in Frankenthal.

Den Höhepunkt seines Schaffens verzeichnete Albert Boßlet mit dem monumentalen Bau der Abteikirche Münsterschwarzach (1935-38). Er verstarb am 29. Oktober 1957 in Würzburg im Alter von 77 Jahren. Heute gilt Boßlet als Repräsentant einer konservativen antimodernen Architektursprache, die auch nach 1933 anschlussfähig blieb.

Text: Christian Klein, Dr. Jennifer Verhoeven, Wiesbaden

Literatur (Auswahl)

  • Albert Boßlet, in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 13 (Bordalejo-Braun), München/Leipzig 1996, 222.
  • Holger Brülls: Neue Dome. Wiederaufnahme romanischer Bauformen und antimoderner Kulturkritik im Kirchenbau der Weimarer Republik und der NS-Zeit, Berlin/München 1994, 70-99.
  • Holger Brülls: „Deutsche Gotteshäuser“. Kirchenbau im Nationalsozialismus: ein unterschlagenes Kapitel der deutschen Architektur, in: Stefanie Endlich u.a. (Hg.): Christenkreuz und Hakenkreuz. Kirchenbau und sakrale Kunst im Nationalsozialismus, Berlin 2008, 85-95.
  • Hugo Schnell: Zeichnen und Bauen. Albert Boßlet (1880-1940), München 1940.