Hermann

Baur

Kirchen von

Hermann Baur

Merzig | St. Josef
Untermarchtal | Vinzenzkirche

Die ersten Jahre unseres Architekturstudiums sahen wir uns zu Füßen von Palladio, Schinkel und Blondel sitzen (…). Dann aber erlebten wir den gewaltigen und gewaltsamen Aufbruch des neuen Bauens. Mit klopfendem Herzen lasen wir Le Corbusiers Kampfschrift ‘Vers une architecture’, seine unerbittlichen Thesen und Forderungen.

– (Hermann Baur, aus: Hermann Baur/Fritz Metzger: Kirchenbauten von Hermann Baur und Fritz Metzger, Zürich 1956, 7)

Hermann Baur wurde am 25. August 1894 in Basel geboren. Schon früh zeigte er eine enge Beziehung zur bildenden Kunst, entschied sich allerdings 1910 auf väterlichem Druck für eine Ausbildung zum Hochbauzeichner bei Rudolf Linder. Neben seiner Mitarbeit an Wohnungsbauprojekten beschäftigte sich Baur als Verwalter der Bürobibliothek intensiv mit den Theorien und Techniken der internationalen Architektur und des „Neuen Bauens“, mit dem Werk von Frank Lloyd Wright, Otto Wagner, Peter Behrens oder Walter Gropius.

Entscheidend für Baur war zudem eine Weiterbildung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich bei den Architekturprofessoren Hans Bernoulli und Karl Moser. Letzterer sollte mit St. Antonius in Basel 1928 die erste Sichtbetonkirche im deutschen Sprachraum errichten. Um weitere praktische Erfahrungen zu sammeln, war Baur anschließend bei Auguste Meyer im elsässischen Mulhouse tätig. 1927 eröffnete Baur als gefragter Architekt sein eigenes Büro in Basel. Hermann Baur verstarb am 20. Dezember 1980 in Binningen bei Basel.

Besonders im Stadtbild Basels hat Hermann Baur prägende Bauten hinterlassen, darunter vor allem öffentliche Gebäude und Wohnhäuser. Darüber hinaus zählt er zu den renommierten Kirchenbauarchitekten des 20. Jahrhunderts: Auf seine Entwürfe gehen über 30 Kirchen in der Schweiz, in Deutschland und Frankreich zurück. Unmittelbare Anregungen erhielt Baur aus dem Schaffen des berühmten Kirchenbaumeister Rudolf Schwarz – besonders die Pfarrkirche St. Fronleichnam (1930) in Aachen faszinierte ihn. Auch die Wallfahrtskirche in Ronchamp (1955) von Le Corbusier beeinflusste ihn nachhaltig.

Text: Manuel Uder M. A., Trier

Literatur (Auswahl)

  • Hermann Baur. Architektur und Planung in Zeiten des Umbruchs. Eine Ausstellung im Architekturmuseum Basel vom 27. August bis 30. Oktober 1994, Basel 1994.
  • Hermann Baur/Fritz Metzger: Kirchenbauten von Hermann Baur und Fritz Metzger, Zürich 1956.
  • Alois Thomas/Ulrich Craemer: Neue Bauten im Bistum Trier (Monographien des Bauwesens 17), Stuttgart 1961.