Otto

Bartning

Kirchen von

Otto Bartning

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Die Notkirche entwickelte ihr eigenes stilles Gesetz […]. So mußte Stein hier unverputzter Stein, Holz gewachsenes Holz und Stahl unverkleideter Stahl sein.

– (Otto Bartning, Ansprache bei Einweihung der ersten Notgemeinde)

Der Architekt und Architekturtheoretiker Otto Bartning (* 12. April 1883 Karlsruhe / + 20. Februar 1959 Darmstadt) zählt zu den prägenden Gestalten des evangelischen Kirchenbaus im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts. Studium und erste Berufsjahre führten ihn vor dem Zweiten Weltkrieg nach Berlin. Schon 1921/22 machte er sich mit dem zentralisierenden Entwurf der Sternkirche und 1928 mit der zerlegbaren Stahl-/Pressakirche in Köln einen Namen. Sein Grundlagenwerk „Vom neuen Kirchenbau“ (1919) beeinflusste gleich mehrere Architektengenerationen. Nach 1947 baute Bartning für das Evangelische Hilfswerk gemeinsam mit den Ingenieur Fritz Staudacher das legendär gewordene Not- und Diasporakirchenprogramm auf, das durch weitere Serien (Gemeindezentren, Diasporakapellen, Häuser der Kirche) fortgesetzt wurde.

1924 in Königsberg mit dem theologischen Ehrendoktor geehrt und 1949 Mitbegründer des Evangelischen Kirchbautags, durchdrang Bartning seine Bauvorstellungen auch liturgisch bis ins Detail. So hatte z. B. der Begriff „Notkirche“ für ihn spätestens nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs seinen provisorischen Beiklang verloren. Vielmehr sollten seine Not-Kirchen ihre jeweiligen Nutzer zu einer Not-Gemeinschaft zusammenbinden. Die Sparsamkeit des Raums zeugte für ihn nicht von Mangel, sondern diente als Mahnung zur Demut. Entsprechend sollten die Baustoffe – Stein, Holz und Stahl – unverfälscht zum Einsatz kommen.

Diesen Anspruch auf „Materialgerechtigkeit“ teilte Bartning u. a. mit dem Werkbund, dem er bereits 1912 angehörte und in dessen Vorstand er später berufen werden sollte. Darüber hinaus wirkte Bartning 1918/19 an der Grundlegung der Bauhaus-Idee mit, arbeitete von 1926 bis 1930 als Professor und Direktor der Bauhochschule in Weimar. Nach Kriegsende machte Bartning seine Erfahrungen auch für profane Projekte fruchtbar. So brachte er 1950 die „Darmstädter Gespräche“ auf den Weg und leitete den Wiederaufbau Helgolands (1952-59) an. Auch beim Neuaufbruch der Wirtschaftswunderzeit setzte Bartning Wegmarken: ob bei der „Interbau“ in Berlin (1957) oder bei der Weltausstellung in Brüssel (1958). In Anerkennung seiner literarischen Tätigkeit, Bartning schrieb mehrere Romane, wurde er 1956 in das westdeutsche P.E.N.-Zentrum aufgenommen.

Text: Dr. Karin Berkemann, Frankfurt am Main/Greifswald

Literatur (Auswahl)

  • Otto Bartning: Vom neuen Kirchenbau, Berlin 1919
  • Otto Bartning: 48 Notkirchen in Deutschland, Heidelberg 1949.
  • Jürgen Bredow/Helmut Lerch: Materialien zum Werk des Architekten Otto Bartning, Darmstadt 1983
  • Online-Portal der Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e. V. [www.otto-bartning.de, Abruf: 19. Mai 2016]