Ottokar

Uhl

Kirchen von

Ottokar Uhl

Karlsruhe | St. Judas Thaddäus

Nicht das großartige selbständige Auftrumpfen, sondern die Anerkenntnis des Ortes und des Vorgefundenen, allerdings auch die dann eingreifende Transformation lassen sich bei Uhl jederzeit sowohl bei den kleinen Kapellenprojekten als auch bei den größeren Anlagen wie in Karlsruhe-Neureut nachweisen.
Bernd Selbmann über Ottokar Uhl

Der Architekt und Hochschullehrer Ottokar Uhl wurde am 2. März 1931 in Wolfsberg in Kärnten geboren und verstarb am 3. November 2011 in Wien. Er hatte seine Architektenausbildung an der TH Wien begonnen und an der dortigen Akademie der bildenden Künste fortgesetzt. Neben seiner Tätigkeit als Architekt hatte er 1965 einen Lehrauftrag an der Akademie der Künste in Wien, bei dem er sich besonders mit dem Kirchenbau beschäftigte. Es folgte 1973 die Berufung nach Karlsruhe an die damalige Universität Karlsruhe Fridericiana (heute KIT), wo er bis 1994 blieb.

Die Salzburger Sommerakademie 1957 wurde für Uhl besonders wirksam. Hier begegnete er Konrad Wachsmann, einem wichtigen Vordenker der modernen industriellen Vorfertigung von Architekturteilen. Zum einen wurde Uhl so im Thema des standardisierten Bauens geschult. Zum anderen prägte ihn der Ablauf des Seminars: Es ging ihm vor allem um den Prozess des Entwerfens, Planens und Produzierens, um Teamfähigkeit und ein partizipatorisches Prozessmodell.

Schon 1958 interessierte sich Uhl auch für die Zusammenhänge von Kirchenbau und Liturgie. Sein erstes Projekt war die Studentenkapelle in der Ebendorferstraße in Wien. Er wollte liturgisch offene Handlungsräume, klare Grundformen und Lichtführungskonzepte gestalten. In Wien entstanden weitere Uhl-Kirchen: 1964 die Demontable Kirche in der Siemensstraße und 1967 die Montagekirche in der Kondratstraße. Doch einer seiner bekanntesten Bauten wurde wohl die 1989 geweihte Kirche St. Judas Thaddäus in Karlsruhe.

Text: Prof. Dr. Jürgen Krüger, Karlsruhe

Literatur (Auswahl)

  • Meinrad Franz/Walter Zahner: Katholisches Gemeindezentrum St. Judas Thaddäus Karlsruhe-Neureut, Lindenberg 1998.
  • Thomas Maymann: Architektonische Planung. Partizipation und Reduktion. Ottokar Uhl und der Kirchbau St. Judas Thaddäus in Karlsruhe, in: Nadine Baumann/Martin Stuflesser (Hg.): Das Geheimnis lasst uns künden. Liturgie zwischen Wissenschaft und pastoraler Wirklichkeit, Münster 2005, 197-209.
  • Bernd Selbmann: Perspektiven für Partizipatorisches Bauen. Versuche der Annäherung an Ottokar Uhl, in: Conrad Lienhardt (Hg.): Ottokar Uhl. Werk, Theorie, Perspektiven (Kunstreferat der Diözese Linz. Reihe Kirchenbau 3), Regensburg 2000, 9-40.