Herzogenaurach

Evangelische Kirche

Anschrift Kirche
Von-Seckendorff-Straße 3
91074 Herzogenaurach
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Bitte beim Pfarrbüro erfragen!
    Anschrift Pfarramt Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Herzogenaurach
    Von-Seckendorff-Straße 3
    91074 Herzogenaurach
    09132 4516
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    Öffnungszeiten Pfarramt MO - DO: 9.30 - 11.00 Uhr
    DO: 16.30 - 18.00 Uhr
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    Kirchen im Süden

Die Mauern sprengen

Es kommt in den letzten Jahren selten vor, dass eine Kirche aus allen Nähten platzt. Im fränkischen Herzogenraurach lag genau hier das Problem der evangelisch-lutherischen Gemeinde: Der angestammte Gottesdienstraum, 1934 gebaut für 200 Seelen, konnte die wachsende Mitgliederzahl nicht mehr fassen. Für die nunmehr rund 5.800 Protestanten „umhüllte“ der Münchner Architekt Eberhard Wimmer den Altbau. Mit Stahl, Glas, Holz, Beton und Naturstein schuf er 2010 einen weiten lichten Raum. Im Herzen der erneuerten Kirche kann man an der Holzdecke bis heute die Ausmaße des Ursprungsbaus ablesen.

  • Überblick
    Ort
    Herzogenaurach

    Landeskirche
    Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern 


    Name der Kirche
    Evangelische Kirche

    Einweihung
    1934 (23. September), 2010 (21. März)

    Architekten
    Adalbert Bischoff, Eberhard Wimmer

    Künstler
    Maria Lerch
    Besonderheit
    Aus dem längsgerichteten Gottesdienstraum des Jahres 1934 wurde durch die Erweiterung des Jahres 2010 ein flexibel bespielbarer Zentralraum.

    Nutzung
    Gemeindekirche mit Gemeinderäumen

    Standort / Städtebau
    Im Süden der Stadt Herzogenaurach, südlich der Altstadt, liegt die Evangelische Kirche am Burgstaller Weg. Der Bau teilt sich die Fläche, die zudem von der Von-Senckendorff-Straße, der Hans-Maier-Straße und "Zum Köpfwasen" umfangen wird, mit einer Schulanlage.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Grundriss

    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Grundriss

    Die Evangelische Kirche in Herzogenaurach ruht heute auf einem längsrechteckigen Grundriss, der sich von Westen nach Osten erstreckt. Das Foyer im Westen und Gemeinderäume im Osten, jeweils auf hochrechteckiger Grundfläche, rahmen den eigentlichen Gottesdienstraum auf einer annähernd quadratischen Fläche. Doch das Herz des Grundrisses bildet ein Rechteck, das nach Norden und Süden durch Rundstützen begrenzt wird: Hier verliefen 1934 die Außenmauern des Kirchenschiffs, darin liegt seit 2010 der stufenlose liturgische Kernbereich mit Altar, Kanzelpult und Taufe.

     

    Außenbau

    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Foto: © HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs

    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Foto: © HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs

    Der Kirchenbau zeigt nach außen Schindeln aus kanadischer Rotzeder. Aufgebrochen werden diese Holzflächen durch große Fensterbänder, nach Westen zum Foyer hin durch eine wandhohe Glasfassade. Das flache Pyramidaldach gipfelt mittig in einem hochaufragenden, konisch zulaufenden, ebenfalls mit Holzschindeln verkleideten Glockenträger.

     

     

     

     

     

     

    Innenraum

    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Foto: HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs

    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Foto: HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs

    Das Innere wird bestimmt vom Wechsel der Baustoffe Holz und Glas, Naturstein und Beton. Im Foyer herrschen helle Töne vor: die vollständig verglaste Westfassade, Sichtbetonwände, hell lasierte Holzläden und Deckenbretter sowie Bodenplatten aus Anröchter Dolomit. Nach Osten wird der Eingangsbereich begrenzt durch eine Empore, unter der Toiletten und eine Teeküche untergebracht sind. Zu beiden Seiten gelangt man weiter in den liturgischen Kernbereich – umstanden von Sichtbeton-Rundstützen, überfangen von einer dunklen Holzdecke. Dem entsprechen dunkel gefasste Sperrholzplatten im unteren Bereich der Außenwände. Darüber verlaufen klar verglaste Fensterbänder, darüber – außerhalb der Betonstützen – hell lasierte Deckenbretter. Nach Süden wird der Gottesdienstraum abgeschlossen durch eine gemauerte, gestufte, weiß gefasste Rundbogennische, die heute die Orgel aufnimmt. Dahinter sind über zwei Stockwerke weitere Gemeinderäume verteilt.

  • Liturgie und Raum
    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Foto: © HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs

    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Foto: © HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs

    Bei der Erweiterung der Evangelischen Kirche suchte man eine gute Balance aus festen und flexiblen Elementen: Im liturgischen Kernbereich, im Zentrum der Anlage, markiert eine West-Ost-Achse aus Altarblock, Taufstein und Kanzelpult unverrückbar den Ort der Gottesdienstfeier. Die Bestuhlung jedoch ist vollständig beweglich gehalten. In der Regel sitzen die Gemeindeglieder in einer weitgestreckten Ellipse um die in liturgischen Orte. Damit wählte man 2010 das Gegenmodell zum Ursrpungsbau: Während die Gemeinde 1934 fest nach Osten auf den erhöhten Altarraum und das ihn bestimmende Kruzifix ausgerichtet war, präsentiert sich die Evangelische Kirche seit 2010 als offener stufenloser Zentralraum voller Nutzungsmöglichkeiten.

  • Ausstattung
    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Foyer | Foto: © HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs

    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Foyer | Foto: © HeidelbergCement AG/Steffen Fuchs

    Der eigentliche Schmuck der neugestalteten Kirche sind die Materialien, die von den Sichtbetonstützen über den Naturstein-Bodenbelag bis zu den unterschiedlich gefassten Holzelementen reichen. Dieser klaren Formensprache folgen auch die steinernen Prinzipalien: Altarblock, Taufstein und Kanzelpult. Im Osten der Kirche, im ehemaligen Altarraum des Ursprungsbaus, ist heute die Steinmeyer-Orgel von 1976 zu finden. An der betonsichtigen Nordwand des Foyers schlägt ein steinernes Kruzifix eine Brücke zum Ursprungsbau von 1934. Die Skulptur stammt von der Bamberger Bildhauerin Maria Lerch, die im selben Jahr auch den Kiliansbrunnen in Herzogenaurach neu gestaltete. Weiter wird an der Ausstattung der Kirche gefeilt: 2016 gründete man einen Verein für eine neue Orgel.

  • Von der Idee zum Bau
    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Ursprungsbau nach 1934 | Foto: Ev. Pfarrarchiv Herzogenaurach

    Herzogenaurach | Evangelische Kirche | Ursprungsbau nach 1934 | Foto: Ev. Pfarrarchiv Herzogenaurach

    In Herzogenaurach musste sich die lutherische Minderheit zunächst mit Provisorien begnügen, so z. B. im Gasthaus „Schwarzer Bär“. 1901 gründete man einen Kirchbauverein, konnte sich vorübergehend in der St.-Georgs-Kapelle im Schloss einrichten, ein Grundstück erhalten und dieses wieder gegen ein größeres eintauschen. Als Planfertiger der neuen Kirche zeichnete 1933 der Erlanger Architekt Adalbert Bischoff. Am 24. September 1933 wurde der Grundstein gelegt und am 23. September 1934 die Einweihung gefeiert. Für die stark angewachsene Gemeinde wurde 2004 ein Wettbewerb zur Erweiterung des bestehenden Gottesdienstraums bzw. für einen Neubau ausgelobt, den der Münchner Architekt Eberhard Wimmer für sich entscheiden konnte. Am 21. März 2010 wurde die erweiterte und erneuerte Kirche eingeweiht.

  • Der Architekt Eberhard Wimmer
    München | St. Paul | Altarraum mit Glasgestaltung von Jochem Poensgen | Foto: Oktobersonne, CC BY SA 4.0

    München | St. Paul | Altarraum mit Glasgestaltung von Jochem Poensgen | Foto: Oktobersonne, CC BY SA 4.0

    Eberhard Wimmer, geboren 1951, studierte Architektur an der TU München und durchlief den Master of Architecture an der Cornell University in New York. Zudem war er Fritz-Schumacher-Stipendiat und Fulbright Scholar. 1987 gründete er sein Büro in München und etablierte sich vor allem mit öffentlichen und kirchlichen Bauprojekten. Wimmer wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem BDA-Preis Bayern, und in den Konvent der Stiftung Baukultur der Bundesrepublik Deutschland berufen.

    Wie in Herzogenaurach hat sich Wimmer in mehreren Projekten durch die Umgestaltung von Kirchen des 20. Jahrhunderts einen Namen gemacht: In der modernen Gethsemanekirche in München-Sendling (1958, Gustav Gsaenger) integrierte er in den 1990er Jahren gemeindliche Funktionen unter der Empore. Es folgte 2014 die liturgische Neuordnung der neugotischen Kirche St. Paul in München (1906, Georg von Hauberrisser). Als aktuelles kirchliches Projekt kann der 2018 geweihte Neubau von St. Josef in Holzkirchen benannt werden, der unter Beibehaltung des Turms einen modernen Vorgänger (1962, Franz Ruf) ersetzt. Ähnlich wie in Herzogenaurach verband Wimmer hier durch das Material Holz, teils durch Holzschindeln, Bauteile unterschiedlicher Jahrzehnte zu einer neuen Einheit.

  • Literatur (Auswahl)

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. Karin Berkemann, Frankfurt am Main/Greifswald (Beitrag online seit 05/2018)

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