Passau

St. Josef

Anschrift Kirche
Dr.-von-Pichler-Platz 2
94036 Passau
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Bitte beim Pfarramt erfragen.
    Anschrift Pfarramt Pfarrbüro des Pfarrverbands Pas­sau-Neu­stif­t/Au­er­bach
    Stein­bach­str. 69
    94036 Passau
    0851 81283
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    MO: 14:00 - 16:30 Uhr
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    Kirchen im Süden

„Seit 6 oder 700 Jahren“

Als St. Josef in Passau-Auerbach eingeweiht wurde, war die Umgebung noch weitgehend unbebaut. So fügte sich die Kirche malerisch in die Landschaft um das Donauufer ein. Auch dem heutigen Betrachter scheinen der gedrungene Chorturm und das Mauerwerk aus heimischen Granitbruchsteinen – trotz der inzwischen städtischen Wohnbebauung – altehrwürdig und mit ihrer Umgebung seit jeher verwurzelt. Dennoch hat man hier einen relativ „jungen“ Sakralbau vor sich, der vom Architekten Michael Kurz vor rund 90 Jahren gestaltet wurde. Oder, wie es 1930 in der Fachzeitschrift „Baukunst“ zu lesen war: Die Josefskirche „kann ebenso seit gestern wie seit 6 oder 700 Jahren hier stehen.“

 

  • Überblick
    Ort
    Passau

    Bistum
    Bistum Passau

    Name der Kirche
    St. Josef

    Weihe
    1928 (23. September)

    Architekt
    Michael Kurz

    Künstler
    Karl Baur, Albert Burkart, Wolf Hirtreiter
    Besonderheit
    Mit der Josefskirche griff der Architekt Michael Kurz 1928 mittelalterliche Bauformen auf, weitete sie, deutete sie neu und stellte sie in den Dienst einer christozentrischen Kirchenkunst.

    Nutzung
    Pfarrkirche

    Standort / Städtebau
    Im Nordwesten von Passau, im Stadtteil Auerbach, südlich der Donau, steht die Josefskirche frei an der Ecke Dr.-von-Pichler-Platz/Vornholzstraße.

  • Beschreibung

    Grundriss und Außenbau

    Passau | St. Josef | Foto: Konrad Lackerbeck, CC BY SA 2.5

    Passau | St. Josef | Foto: Konrad Lackerbeck, CC BY SA 2.5

    Das Kirchenschiff erhebt sich auf rechteckigem Grundriss. Ihm schließt sich an der östlichen Schmalseite der eingezogene Chor auf quadratischer Grundfläche an. Als Gegenstück ist dem Schiff im Westen eine Vorhalle auf rechteckigem Grundriss vorgelagert. Nach außen wird die Josefskirche durch unverputzte Bruchsteinmauern geprägt. Während das Langhaus schmale, schießschartenartige Fenster und ein Satteldach zeigt, trägt der gedrungene Chorturm kleine Spitzbogenfenster-Paare und einen pyramidalen Spitzhelm. Der schmucklosen Westfassade ist eine an drei Seiten offene Vorhalle mit Walmdach angefügt, die den Hauptzugang zur Kirche erschließt.

     

    Innenraum

    Passau | St. Josef | Foto: Nicolas Kusser

    Passau | St. Josef | Foto: Nicolas Kusser

    Durch das Hauptportal eintretend, findet sich der Besucher zunächst in einer Vorhalle, die sich über drei Bögen hin zum Hauptraum öffnet. Hier erfasst der Blick einen weiß verputzten, nach oben strebenden Saal. Das spitzbogige Rabitzgewölbe, das an ein spätgotisches Netzgewölbe erinnert, ist mit tiefen Stichkappen weit in den Raum hineingezogen. Über einen spitzbogigen Triumphbogen wird der um Stufen erhöhte Altarbereich abgegrenzt, den ebenfalls ein Spitzbogengewölbe überfängt. Dem hier freistehenden Altarblock sind (von der Gemeinde aus rechts an die Stufen vorgerückt) ein Ambo und (weiter rechts vor den Stufen) ein Taufstein beigegeben.

  • Liturgie und Raum
    Passau | St. Josef | Ambo | Foto: Nicolas Kusser

    Passau | St. Josef | Ambo | Foto: Nicolas Kusser

    Der Kirchenraum ist nach Kerngedanken der frühen Liturgischen Bewegung ganz auf den Altarbereich hin orientiert. Wie es die 1923 erschienene Programmschrift „Christozentrische Kirchenkunst“ des Gladbecker Priesters Johannes van Acken empfahl, wird der Blick des Besuchers durch die spitzbogige Deckenkonstruktion unweigerlich auf den Chorraum mit dem prägenden Kruzifix gelenkt. Auch die übrige künstlerische Ausstattung ist dem Altarraum klar zu- und untergeordnet. Spätere Veränderungen nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanums ließen die ursprüngliche Ausrichtung des Raums nahezu unangetastet. Lediglich der Hochaltar wurde durch einen als blockförmigen, freistehenden Volksaltar und die Kanzel durch einen Ambo ersetzt.

  • Ausstattung
    Passau | St. Josef | Altarwand | Foto: Nicolas Kusser

    Passau | St. Josef | Altarwand | Foto: Nicolas Kusser

    Höhepunkt der Ausstattung ist das monumentale Kruzifix (1932) des Münchner Bildhauers Karl Bauer, der auch die Altarkreuze für die von Kurz geplanten Kirchen St. Antonius Augsburg (1928) und St. Heinrich Bamberg (1935) gestaltete. Der Maler Albert Burkart schuf bereits ein Jahr vor dem Kreuz die dasselbe umschließende Wandmalerei: Über dem Kruzifix Gottvater auf dem Thron, umgeben von anbetenden Engeln, darunter trauernde Personengruppen. Auch die weitere gemalte Ausstattung stammt von Burkart: Im Chorraum stellte er auf zwei Rechteckbildern die Geburt Christi und die Flucht der Hl. Familie nach Ägypten dar (1935). Links und rechts des Triumphbogens finden sich Ölgemälde der Madonna mit Kind (1929) und des im Bistum Passau verehrten Hl. Bruders Konrad von Parzham (1931). Entlang der Langhauswände entstand als Abschluss der Ausmalung der Kreuzweg (1935). Die Orgel auf der Westempore stammt aus dem Jahr 1936 von der Passauer Werkstatt Becker & Hiendl. Volksaltar, Ambo, Sedilie und Tabernakel wurden 1969 durch den Künstler Wolf Hirtreiter gefertigt.

  • Von der Idee zum Bau
    Passau | St. Josef | Foto: Nicolas Kusser

    Passau | St. Josef | Foto: Nicolas Kusser

    Die Gegend des heutigen Passauer Stadtteils Auerbach war bis in das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts landwirtschaftlich geprägt und gehörte zunächst zur Pfarrei Heining. Mit Bau des Kraftwerks an der Donau (1922-27) und der zunehmenden Besiedlung ging bald der Wunsch nach eigener seelsorgerlicher Betreuung einher. Zunächst wurde den Auerbacher Gläubigen ein eigener Kooperator zugewiesen, dann wenig später auch der Bau einer Kirche ins Auge gefasst. Mit der Planung beauftragte man den aus dem Bistum Passau stammenden Architekten Michael Kurz, der bereits 1926/27 für die neue Pfarrkirche St. Maximilian in Haidmühle verantwortlich gezeichnet hatte. Der Grundstein wurde am 6. Juni 1927 gelegt, die Weihe am 23. September 1928 gefeiert.

  • Der Architekt Michael Kurz
    Bamberg| St. Heinrich | Foto: Daniel Greb

    Bamberg| St. Heinrich | Foto: Daniel Greb

    Michael Kurz (1876-1957) war nach seiner Ausbildung in München tätig als Bauzeichner bei renommierten Architekten des Historismus: Georg von Hauberisser und Heinrich von Schmidt. 1907 gründete Kurz ein Architekturbüro in Göggingen bei Augsburg. Seine ersten Werke waren noch dem Stil des Historismus der Münchner Schule verpflichtet. Doch langsam entwickelt sich seine eigene, von Reduktion traditioneller Formen geprägte Architektursprache mit Elementen des Heimat- sowie des Jugendstils, die bei Kurz erstmals in Herz-Jesu zu Augsburg sichtbar wurden.

    In den 1920er Jahren wandte er sich neuen Baumaterialien (Eisenbeton) sowie moderneren Formen zu. Diese zeigten einen gewissen expressionistischen Einfluss, der gotische Stilelemente aufnahm und neu deutete. So verband Kurz für die Kirchen St. Anton in Augsburg (1926) und St. Heinrich in Bamberg (1929), ebenso wie für St. Josef in Passau, moderne Techniken mit mittelalterlichen Formen, um christozentrische Gedanken nach Johannes van Acken umzusetzen. Im Laufe der 1930er Jahre plante Kurz dann vermehrt romanisierende Kirchen, wie St. Maria in Starnberg (1933) oder St. Judas Thaddäus in Augsburg (1937). Nach dem Zweiten Weltkrieg war er vor allem mit dem Wiederaufbau zerstörter Kirchen beschäftigt und konnte noch einige Projekte verwirklichen, die allesamt in der Tradition seiner Vorkriegsprojekte stehen.

  • Literatur (Auswahl)
    • Alois Brunner: Expressionismus und Neue Sachlichkeit im Kirchenbau, in: Kleinodien, Kostbarkeiten und Kuriositäten. Entdeckungsreisen im Bistum Passau, hg. vom Bischöflichen Ordinariat Passau, Passau 2011, 94 f.
    • 50 Jahre Pfarrkirche St. Josef Passau-Auerbach, hg. vom Katholischen Pfarramt St. Josef Passau-Auerbach, Passau 1978.
    • 75 Jahre St. Josef Passau-Auerbach, hg. vom Kath. Pfarramt St. Josef Passau-Auerbach, Passau 2003.
    • Ulrike Laible: Bauen für die Kirche. Der Architekt Michael Kurz 1876-1957, Berlin 2003, 80-82, 230 f.
    • Georg Lill: Michael Kurz. Mit einer Einführung von Georg Lill, Berlin/Leipzig/Wien 1929, 15-18.
    • Rudolf Pollerer: Neue bayerische Kirchenbauten, in: Baukunst 6, 1930, 1-27, hier: 13-15, 24-27.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Daniel Greb, Würzburg (Beitrag online seit 05/2018)

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