Regensburg-Burgweinting

St. Franziskus

Anschrift Kirche
Kirchfeldallee 1
93055 Regensburg-Burgweinting
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche 9.00 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit (Schlüssel beim Pfarramt)
    Anschrift Pfarramt Katholisches Pfarramt St. Franziskus Burgweinting/Regensburg
    Kirchfeldallee 3
    93055 Regensburg-Burgweinting
    0941 70576-0
    E-Mail
    Zur Webseite
    Öffnungszeiten Pfarramt MO, MI, FR: 8.00 -11.00 Uhr
    DI: 13.00 - 17.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Die Gottesdienstzeiten können online abgerufen werden unter: www.franziskus-burgweinting.de
    Kirchen im Süden

Zum Himmel geöffnet …

Nähert man sich der Kirche St. Franziskus am nördlichen Ortseingang von Regensburg-Burgweinting, nahe der Autobahn A 3, stößt man zunächst auf einen großen weißen Kasten. Den gewissermaßen „ausgehöhlten“ Quader aus Ziegelmauerwerk bestimmen nach innen überraschend ein- und ausschwingende Formen. Überfangen wird der weite helle Kirchenraum von einer Teflon-Membran, die vom darüberliegenden Dachaufbau stetig wechselnde Lichtspiele auffängt. Damit soll St. Franziskus, so die Architekten Ulrich und Ilse Maria Königs, eine Kirche sein, „die sich öffnet zum Himmel und Geborgenheit gibt auf Erden.“ Mit diesem Spannungsbogen zwischen „profanem“ Äußeren und „sakralem“ Inneren will das Baukunstwerk dem Besucher zur „Transzendenzerfahrung“ werden.

  • Überblick
    Ort
    Regensburg-Burgweinting

    Bistum
    Bistum Regensburg

    Name der Kirche
    St. Franziskus

    Weihe
    2004 (8. Mai)

    Architekten
    Ilse Maria Königs, Ulrich Königs

    Künstler
    Werner Mally, Andrea Viebach, Robert M. Weber
    Besonderheit
    St. Franziskus stellt sich innen und außen gänzlich verschieden dar: Am Computer entwickelt, beeindruckt der Bau in Lichtführung, -spiel und -wirkung, räumlicher Disposition sowie Anwendung und Zusammenführung von neuartigen wie traditionellen Baumaterialien und -techniken.

    Nutzung
    Pfarrkirche

    Standort / Städtebau
    Das Pfarrzentrum St. Franziskus liegt – wie die benachbarte alte Pfarrkirche St. Michael – unmittelbar am nördlichen Ortseingang Burgweintings auf einem leicht erhöhten Plateau. Seine Umgebung wird vom Übergang des einstigen Dorfs in eine wachsende Stadtstruktur mit allen damit verbundenen Widersprüchlichkeiten geprägt.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Regensburg-Burgweinting | St. Franziskus | Grundriss

    Regensburg-Burgweinting | St. Franziskus | Grundriss

    Im Zentrum der Anlage erstreckt sich eine von Südwest nach Nordost gestellte, rechteckige Kirche mit nordöstlich abgesetztem, freistehendem Turm auf quadratischer Grundfläche. Nach Südwesten öffnet sich das Ensemble mit einem Vorplatz, der von Nebengebäuden wie Pfarrheim und -haus flankiert wird und zum Hauptportal der Kirche hin gerichtet ist. Das Areal, auf dem sich neben den Neubauten auch die alte Kirche St. Michael und der Friedhof befinden, wurde im Ganzen mit einer Mauer eingefasst. Der eigentliche Kirchenbau weist eine von seinem Außengrundriss völlig abweichende innere Entwicklung auf. So zeigt sich eine asymmetrische Ellipse in ihn eingeschrieben, die den Kirchenraum aufnimmt. Um diesen sind – innerhalb des äußeren Rechteck-Grundrisses – Nebenräume mit Vorhalle, Kapellen, Sakristeien und Beichtraum gruppiert, die sich in gekanteten wie gerundeten Grundformen entfalten.

     

    Außenbau

    Regensburg-Burgweinting | St. Franziskus | Foto: Markus Strehl, CC BY SA 2.5

    Regensburg-Burgweinting | St. Franziskus | Foto: Markus Strehl, CC BY SA 2.5

    Die Architekten entwickelten einen Neubau, dessen Grundstruktur sich außen und innen deutlich unterscheidet. Der Außenbau in weißgrün geschlämmtem Ziegelmauerwerk ist streng dem rechten Winkel verpflichtet und zeigt kaum bekannte Erkennungsmerkmale einer Kirche. Allein der freistehende Beton-Glockenträger, vielleicht auch die wenigen unregelmäßigen Fensteröffnungen in der Fassade und die Masse des Baukörpers lassen den Gebrauch des Bauwerks erahnen. Auch die weiteren, jeweils freigestellten Bauten des Pfarrzentrums wurden in Rechteck-Formen errichtet, bei kleinerer Kubatur und anderer Fassadengestaltung klar von der Kirche abgesetzt. Deutlich unterscheiden sich die Neubauten von der Kirche St. Michael, die romanisch-gotische bzw. barocke Formen bestimmen. Neu und Alt begleiten so das Überformen des alten Dorfs mit sich ihm immer mehr anlagernden jungen Stadtstrukturen.

     

    Innenraum

    Regensburg-Burgweinting | St. Franziskus | Foto: S. Angerhausen

    Regensburg-Burgweinting | St. Franziskus | Foto: S. Angerhausen

    Nach Durchschreiten von Hauptportal und Vorhalle, mit ihrer großflächigen Verglasung und ihren Proportionen eher zum Außenraum gehörig, betritt man durch eine niedrige Raumschleuse von Westen den Kirchenraum. Hier eröffnet sich eine ganz andere Raumgeometrie und Lichtführung: In einem ovalisierenden Rund zeigen sich geometrisch schwer fassbare, weiche, kurvige Konturen. Die Wände krümmen sich in wechselnden Radien, neigen sich in verschiedenen Winkeln und zeigen – geradezu ausgehöhlt – Einschnitte und Nischen. Einzig der weißgrün geschlämmte Ziegel ist fortgeführt. Dazu tritt ein heller diffuser Lichteinfall aus dem ellipsoiden raumgroßen Dachausschnitt, entwickelt über einen komplexen Decken-/Dachaufbau: Über einer transluzenten, aus Teflongewebe erstellten Membran wurde ein den Gesamtbau überspannendes Sheddach errichtet. Mit mattierten und klaren Glasfeldern, geschlossenen und offenen Senkrechten bzw. Schrägen erzeugt es – je nach Sonnenstand – wechselnde, über die Deckenmembran gefilterte Lichtwirkungen. Die Zwischenräume zur Außenhülle wurden, von außen belichtet und teils konchenartig gestaltet, verschiedenen Zwecken erschlossen: Im Osten legte man Marien- und Taufkapelle sowie (nur von außen zugänglich) Friedhofskapelle an. Nach Westen entstanden Orgelempore, „Raum der Stille“, Vorhalle, zwei Sakristeien, Chor-, Beicht- und Andachtsraum sowie Erweiterungsfläche und Treppenaufgänge.

  • Liturgie und Raum
    Regensburg-Burgweinting | St. Franziskus | Tabernakel | Foto: S. Angerhausen

    Regensburg-Burgweinting | St. Franziskus | Tabernakel | Foto: S. Angerhausen, Trier

    Die liturgische Ausstattung sucht sich in Anordnung wie Gestaltung auf die Geometrie des Raums zu beziehen. Dabei zeigt sie sich spannungsvoll zwischen Längsausrichtung und Zentrierung entwickelt. Ihr Zentrum bildet die gen Osten kreisrund in den Raum eingebrachte, zweistufige Altarinsel. Diese wird auf der linken Seite mit der Ministrantenbank begrenzt, während man die Priesterbank freistehend und von der hinteren Stufe der Altarinsel aus etwas in die Mitte gerückt rechts anordnete. Dabei wurden Ministrantenbank wie Vorstehersitz – dem Abstand zum Mittelpunkt der Altarinsel je entsprechend – gebogen ausgeführt. Zentrum des Altarbereichs ist der Altar, der Ambo wurde etwas von ihm nach links versetzt aufgestellt. Den Tabernakel brachte man in eine Wandöffnung hinter der Altarinsel ein, die durch ein großes, vom Kirchenraum nicht sichtbares Fenster Tageslicht erhält. Im Kirchenschiff, zur Seitenkapelle orientiert, fand der Taufort seinen Platz. Die Geometrie des Raums nimmt auch das feste Gestühl auf: In drei Blöcken auf die Altarinsel bezogen, legte man es entsprechend gekurvt an und bildete auch seine Erschließungswege im Bogen aus.

  • Ausstattung
    Regensburg-Burgweinting | St. Franziskus | Marienkapelle | Foto: S. Angerhausen

    Regensburg-Burgweinting | St. Franziskus | Marienkapelle | Foto: S. Angerhausen, Trier

    Die liturgischen Orte entwarf der Bildhauer Robert M. Weber aus Grafing bei München. Dabei entstanden Altar und Ambo aus Stein und Edelstahl; in beide eingearbeitet wurde ein griechisches T („Tau“), das sich auf den Pfarrpatron Franziskus bezieht. Die steinernen Unterbauten von Altar und Ambo wurden auf der Vorderseite bruchrauh sowie – um eine erhöhte Plastizität zu erreichen – leicht nach hinten geneigt ausgeführt. In Anlehnung an das zu erwartende Lichtspiel im Kirchenraum entfaltete sich die Entwicklung des Tabernakels: Sein inneres Gehäuse ist aus gelb gefärbtem Glas, der äußere Rahmen aus weiß mattiertem Glas gefertigt, und die Türen sind mit Edelstahl hinterlegt. Aus Stein und Edelstahl wurde auch der Taufstein erstellt, dessen Grundriss ein Kreuz zeichnet. Die Taufschale ist doppelwandig gestaltet und wird mit fließendem Wasser gespeist. Ebenfalls von Robert M. Weber entwickelt wurde die Glasgestaltung von Eingangs- sowie Seiteneingangstüre, die in Floatglas den „Sonnengesang“ des Franziskus thematisiert. Von Weber entworfen wurden schließlich auch Sedilien, Leuchter und Weihwassergefäße. Den Boden belegte man spaltrauh mit grünlich-schwarzem Schiefer, die 350 Personen fassenden Kirchenbänke sind in stabverleimter Buche mit integrierten Polstern angelegt. In den Dachraum integriert wurde die Beleuchtungs- und Beschallungsanlage; eine Orgel ist noch in Planung. Die Marienkapelle wurde 2012 durch die Künstlerin Andrea Viebach, Waidhofen, und den Künstler Werner Mally, München, (Sonnenlicht-Projektion „Rose ultramarin“) ausgestaltet.

  • Von der Idee zum Bau
    Regensburg-Burgweinting | St. Michael | Foto: Hansjörg Lipp, CC BY SA 2.0

    Regensburg-Burgweinting | St. Michael | Foto: Hansjörg Lipp, CC BY SA 2.0

    Regensburg zählt zu den ältesten und aktuell aufstrebendsten Städten Deutschlands. So stiegen die Einwohnerzahlen der schon in römischer Zeit existenten, späteren Freien Stadt und Reichsstadt in den letzten Jahren auf rund 150.000 Menschen an. Motoren des Aufschwungs in der heutigen Hauptstadt der Oberpfalz sind vor allem Maschinenbau und Auto, Elektrotechnik, Elektronik und Hochschulen. Dabei expandiert besonders der Süden der Stadt, so auch um das 1977 eingemeindete Dorf Burgweinting. Hier entstanden in den frühen 2000er Jahren zwei neue Kirchenbauten – die evangelische Maria Magdalena Kirche (2009) und das katholische Pfarrzentrum St. Franziskus: Die bestehende, in Teilen auf das Mittelalter zurückgehende katholische Kirche St. Michael war zu klein, ein neues Zentrum für die seit 1968 bestehende Pfarrei im Regensburger Südosten notwendig geworden. Dazu schrieb man 1997/98 einen Architektenwettbewerb aus, den Königs Architekten, Köln, unter 84 Teilnehmenden gewannen. Nach langer Planungszeit konnte der Grundstein im Oktober 2001 gelegt und die neue Pfarrkirche St. Franziskus 2004 ihrer Bestimmung übergeben werden.

     

  • Die Architekten Ilse Maria und Ulrich Königs
    Schillig | St. Marien | Foto: WHVer, Uwe Karwath, Wilhelmshaven, CC BY 3.0

    Schillig | St. Marien | Foto: WHVer, Uwe Karwath, Wilhelmshaven, CC BY 3.0

    Prof. Dipl.-Ing. Ulrich Königs, geboren 1964 in Köln, studierte Architektur in Aachen und London. Ehe er sich selbstständig machte, arbeitete er von 1991 bis 1993 bei Prof. Peter Kulka, Köln/Dresden. 1996 bis 2001 war Königs Assistent an der RWTH Aachen, seit 2002/04 ist er Professor an der Bergischen Universität Wuppertal und seit 2015 Mitglied des Präsidiums der Deutschen Dekanekonferenz (DARL). Dipl.-Ing. Ilse Maria Königs, geboren 1962 in Innsbruck, studierte dort Architektur und arbeitete dann bis 1993 bei Joachim Schürmann, Köln, und von 1994 bis 1996 bei Peter Kulka. Seit 2009 ist sie Mitglied der Kunstkommission des Erzbistums Köln, seit 2012 deren Stellvertretende Vorsitzende. Das gemeinsame Kölner Büro Königs Architekten gründeten Ulrich und Ilse Maria Königs 1996. Seither hat es u. a. zahlreiche Bauten und Projekte im Auftrag der Katholischen Kirche bearbeitet, neben dem mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichneten Pfarrzentrum St. Franziskus etwa die Kirche am Meer in Schillig an der Nordsee (2012). Sein Schwerpunkt liegt in Konzeption, Entwurf und planender Ausführung von Bauten im öffentlichen Raum. Dabei sucht man, Denken und Handeln von architektonischen auch auf städtebauliche sowie programmatische Aspekte auszuweiten.

  • Literatur (Auswahl)
    • Petra Hagen-Hodgson: Archaischer Klangkörper: Pfarrkirche St. Franziskus in Regensburg-Burgweiting, von Königs Architekten, Köln, in: Werk, Bauen + Wohnen 92, 2005, 9, 8-15.
    • Königs Architekten, Köln: Pfarrzentrum St. Franziskus. Regensburg/Burgweinting, 2001-2004, in: arch + 171, 2004, 13.
    • Cornelia Krause: Zwischen Himmel und Erde. Pfarrzentrum St. Franziskus, Regensburg-Burgweinting, in: db deutsche bauzeitung 138, 2004, 11, 54ff. (www.db-bauzeitung.de/allgemein/zwischen-himmel-und-erde, Abruf: 13. Oktober 2016).
    • Matthias Ludwig/Reinhard Mawick (Hg.): Gottes neue Häuser. Kirchenbau des 21. Jahrhunderts in Deutschland, Frankfurt am Main 2007.
    • Marcus Nitschke (Hg.): Raum und Religion. Europäische Positionen im Sakralbau. Deutschland/Österreich/Polen, Katalog, Salzburg/München 2005, 74ff.
    • Andreas Ruby: Der geborgene Raum, in: Die Zeit 20, 6. Mai 2004, 43 (www.zeit.de/2004/20/Pfarrzentrum, Abruf: 13. Oktober 2016).
    • Bettina Rühm: Licht und Raum: St. Franziskus in Regensburg-Burgweinting, in: Katechetische Blätter 140, 2015, 1, 50-51.
    • Internetpräsenz der Architekten: www.koenigs-architekten.de.
    • Internetpräsenz der Gemeinde: www.franziskus-burgweinting.de.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. Matthias Ludwig, Schweinfurt (Beitrag online seit 10/2016)

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