Saarbrücken

Maria Königin

Anschrift Kirche
Kohlweg 42
66123 Saarbrücken
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Zur Webseite
    9.00 - 18.00 Uhr
    Anschrift Pfarramt Pfarrgemeinschaft St. Johann, Pfarrbüro St. Michael
    Schumannstraße 25
    66111 Saarbrücken
    0681 906880
    E-Mail
    Zur Webseite
    Öffnungszeiten Pfarramt MO - MI, FR: 9.00 - 12.00 Uhr
    MO, DI, DO: 14.00 - 16.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten finden Sie unter: www.pfarrei-st-johann.de/gottesdienste.html
    Kirchen im Südwesten

„Eine ausgeprägte Marienkirche“

Nicht wenige Ansprüche hatte man an den Architekten, der die Saarbrücker Pfarrkirche Maria Königin entwerfen sollte. Die Ausschreibung forderte „eine ausgeprägte Marienkirche“, um die Herzen der Saarländer für die in die Krise geratene Marienverehrung neu zu entflammen. Kein Geringerer als Rudolf Schwarz erhielt den Zuschlag für das Prestigeprojekt in der Landeshauptstadt. Für den Neubau griff er auf Motive der traditionellen Marienmystik zurück: Im Grundriss scheint die Gottesmutter als „mystische Rose“ auf, der Bau selbst soll Maria als „Kelch des Geistes“ symbolisieren. Sogar der Kirchturm lässt an die Krone der Himmelskönigin denken. Saarbrücken hat seine „ausgeprägte Marienkirche“ bekommen.

  • Überblick
    Ort
    Saarbrücken

    Bistum
    Bistum Trier

    Name der Kirche
    Maria Königin

    Weihe
    1959 (31. Mai, Fest Maria Königin)

    Architekt
    Rudolf Schwarz

    Künstler
    Wilhelm Buschulte, Theo Heiermann, Elmar Hillebrand, Karl Schrage
    Besonderheit
    Maria Königin gehört zu den wenigen Kirchen von Rudolf Schwarz, die parabelförmige Bauformen aufgreifen. Architektur und Ausstattung beziehen sich auf Motive der traditionellen Marienmystik.

    Nutzung
    Pfarrkirche der Katholische Kirchengemeinde Saarbrücken St. Johann.

    Standort / Städtebau
    Maria Königin sowie die Pfarrgebäude nutzen eine von West nach Ost stark ansteigende Hanglage. Die Kirche dominiert damit einen weiten Talraum.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Saarbrücken | Maria Königin | Grundriss

    Den streng geometrischen Grundriss von Maria Königin bilden zwei sich kreuzende, verschieden lange Ellipsoide mit senkrecht aufeinander treffenden Achsen. Auf diese Weise ist ein Saalbau entstanden, an dessen Vierung sich im Norden, Osten und Süden drei gleichgroße ellipsenförmige Konchen (Ausbuchtungen) anschließen. Die vierte, nach Westen ausgerichtete Konche ist länger gestreckt und dient als Langhaus. Darunter ist eine Krypta verortet.

     

    Außenbau

    Saarbrücken | Maria Königin | Foto: Marco Kany

    Saarbrücken | Maria Königin | Foto: Marco Kany

    Von den nach außen tretenden Vierungspfeilern ausgehend, durchbrechen parabelförmige Glasfenster das raue Bruchsteinmauerwerk. Ein repräsentatives Kirchenportal sucht man vergebens. Stattdessen führt ein versteckt liegender, seitlicher Eingang, eine schlichte Doppeltür aus Kupfer an der Nordseite, ins Untergeschoss des Langschiffs. Abseits der Kirche, jedoch über die Sakristei und eingebunden in die Gemeindebauten, steht der runde Glockenturm. Sein oberer Teil wirkt wie eine Krone. Die Sandsteinmauern durchbricht ein Kranz von eingeschnittenen Parabelsegmenten.

     

    Innenraum

    Saarbrücken | Maria Königin | Foto: Marco Kany

    Saarbrücken | Maria Königin | Foto: Marco Kany

    Das unauffällige Hauptportal in der Nordwand (das Südportal ist meist ungenutzt) führt zunächst in das dunkle Obergeschoss einer zweigeschossigen Kryptenanlage, die sich unter dem langen Westarm des Baus erstreckt. Hier befindet sich eine Unterkirche mit Fatima-Madonna. Über eine Treppenanlage betritt man schließlich den Hauptraum, der mit einer großen Weite und Lichtfülle aufwarten kann. Die großen, parabelförmigen Fensterflächen bilden dabei einen reizvollen Kontrast zum 80 Zentimeter dicken Bruchsteinmauerwerk und der Holzdecke. Getragen wird der Bau von Elementen in Stahlbeton (Vierungspfeiler, Unterzüge für die Dachkonstruktion etc.).

  • Liturgie und Raum
    Saarbrücken | Maria Königin | Altarraum | Foto: Marco Kany

    Saarbrücken | Maria Königin | Altarraum | Foto: Marco Kany

    Schon die Eingangssituation, die zunächst das Obergeschoss der Krypta erschließt, führt den Besucher auf einen liturgischen Weg. Um in den Hauptraum der Kirche zu gelangen, steigt man von der Marienkapelle im Eingangsbereich einige Stufen hinauf, die zu einer Plattform mit dem Taufstein führen: eine fast weiße Sandsteinsäule, umgeben von einem ornamentierten Kranz aus Schieferplatten. Von dort aus betritt man über weitere Stufen den eigentlichen Kirchenraum. Architektur und Lichtregie leiten den Blick schnell ins Zentrum des Raums: die leicht erhöhte Altarinsel, die sich in Vierung und Ostkonche ausbreitet. Der schlichte Sandsteinblock des Altars, der von Anfang an umschreitbar war, nimmt das Parabelthema der Glasflächen auf. Hinter dem Altar trägt eine Stele den Tabernakel. Der Ambo ist ganz an die Kante der Altarinsel gerückt und damit der Gemeinde am nächsten.

  • Ausstattung
    Saarbrücken | Maria Königin | Glasgestaltung | Foto: Marco Kany

    Saarbrücken | Maria Königin | Glasgestaltung | Foto: Marco Kany

    Wesentlich für die Atmosphäre des Kirchenraumes sind die großflächigen Fensterflächen, die 1963/64 vom Glaskünstler Wilhelm Buschulte (1923-2013) aus Unna geschaffen wurden. Das abstrakte Bildprogramm ist angelehnt an die „Lauretanische Litanei“, einem mittelalterlichen Wechselgesang, der Maria unter verschiedenen Namen preist. In das rote Bruchsteinmauerwerk der Süd- und Nordkonche eingelassen sind außerdem 14 Sandsteinreliefs mit Darstellungen des Leidenswegs Jesu Christi (Kreuzweg). Die 1968 entstandenen Werke stammen aus den Händen der Kölner Künstler Elmar Hillebrand (1925-2016) und Theo Heiermann (1925-96). Anders als der Altar aus der Erbauungszeit ist die axial hinter ihm aufgestellte Tabernakelstele (wie der Ambo auch) erst 1982 aufgestellt worden. Den feuervergoldeten Kastenschrein, ein Werk des Wuppertaler Künstlers Karl Schrage, umzieht ein Fries aus rautenförmig geschliffenen weißen Emailplatten. Die neun Meter hohe Orgel (1964) in der Westkonche wurde in der Wilhelmshavener Werkstatt von Alfred Führer gefertigt. Ihr Prospekt besteht wie Kirchendecke und -gestühl aus rotbraunem Lärchenholz. Eine barocke Madonna an der Wand der Ostkonche verweist auf das Patrozinium der Kirche, eine Skulptur der Taufe Jesu (um 1750, Elsass) beim Taufbrunnen veranschaulicht die biblischen Wurzeln des dort gespendeten Sakraments.

  • Von der Idee zum Bau
    Saarbrücken | Maria Königin | Grundstein | Foto: Marco Kany

    Saarbrücken | Maria Königin | Grundstein | Foto: Marco Kany

    Die Gründung der Pfarrvikarie Maria Königin im Saarbrücker Stadtbezirk Rotenbühl erfolgte 1941. Zur Gottesdienstfeier versammelten sich die ortsansässigen Katholiken in der Klosterkirche der „Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria“ (OMI), einer Ordensgemeinschaft, die bereits seit 1928 im Rotenbühler Weg eine Niederlassung („das Klösterchen“) hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ das Anwachsen der Bevölkerung den Bau einer Pfarrkirche notwendig werden. Für den damaligen Seelsorger, den kunstverständigen Pater Augustinus Reinstadler OMI, kam nur höchster baukünstlerischer Anspruch in Frage. Fünf bekannte Architekten wurden um Vorentwürfe gebeten: Herrmann Baur aus Basel, Albert Dietz aus Saarbrücken, Hans Jakob Lill (mit Bernd Christ) aus München, Emil Steffann aus Mehlen und schließlich Rudolf Schwarz aus Düsseldorf/Frankfurt am Main. Den Wettbewerb konnte Schwarz für sich entscheiden. Am 8. Dezember 1954 fand der erste Spatenstich statt, am 31. Mai 1956 wurde der Grundstein gelegt und drei Jahre später, am 31. Mai 1959 die Kirche geweiht. Es war jeweils das Fest Maria Königin.

  • Der Architekt Rudolf Schwarz
    Saarbrücken | Maria Königin | Blick zur Orgel | Foto: Marco Kany

    Saarbrücken | Maria Königin | Blick zur Orgel | Foto: Marco Kany

    Rudolf Schwarz (* 15. Mai 1897 in Straßburg, + 3. April 1961 in Köln) machte – nach einem Studium der Architektur in Berlin und einem Jahr Theologie in Bonn – in den frühen 1930er Jahren im Kirchenbau von sich Reden: Die 1930 eingeweihte, revolutionär schlichte Aachener Fronleichnamskirche stand ebenso wie seine 1938 erschienene theoretische Schrift „Vom Bau der Kirche“ dem liturgisch bewegten Quickborn-Kreis nahe. Nach Kriegsende lag sein Schwerpunkt im Rheinland, wo er neben zahlreichen Kirchen z. B. auch den Wiederaufbau der Stadt Köln prägte. Er war als Hochschullehrer in Offenbach und Aachen tätig.

    Schwarz hat in seinen Bauten immer wieder wenige Grundriss- und Bautypen variiert und dennoch jeweils neue, innovative Kirchenräume geschaffen. Seine Architektur setzte die Anliegen der Liturgischen Bewegung, darunter die verstärkte Teilnahme der Gläubigen am gottesdienstlichen Geschehen, in Stein, Stahlbeton und Glas um. Im Wesentlichen waren seine Kirchenbauten von Rechteckformen und Kuben bestimmt. Erst in den 1950er Jahren entstanden einige wenige, von Kurven geprägte Grundrisse. Zu ihnen gehört Maria Königin. Auch die dort gegebene Möglichkeit, sich an mehreren Seiten um den Altar zu versammeln, blieb im Werk von Rudolf Schwarz eine Ausnahme, die er nur in wenigen seiner späten Kirchenbauten verwirklichte.

  • Literatur (Auswahl)
    • Marlen Dittmann: Saarbrücken, Bezirk Mitte (St. Johann), Katholische Pfarrkirche Maria Königin, auf: Institut für aktuelle Kunst im Saarland
      an der Hochschule der Bildenden Künste Saar mit Forschungszentrum für Künstlernachlässe gGmbH (Abrufdatum: 10. Dezember 2017, institut-aktuelle-kunst.de/kunstlexikon/saarbruecken-bezirk-mitte-st-johann-katholische-pfarrkirche-maria-koenigin-1799).
    • Wolfgang Götz: Katholische Pfarrkirche Maria Königin in Saarbrücken (Rheinische Kunststätten 333), Neuss 1988.
    • Johannes Heßling: Die Kirche Maria Königin. Festschrift zum 25jährigen Bestehen der Kirche und der Pfarrei Maria Königin in Saarbrücken, Saarbrücken 1984.
    • Rudolf Mang/Marco Kany: Ein Lied für Maria Königin. 50 Jahre Pfarrkirche Maria Königin in Saarbrücken, Trier 2009.
    • Rudolf Schwarz: Kirchenbau. Welt vor der Schwelle, Heidelberg 1960, 276-284.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dipl.-Theol. Manuel Uder M. A., Trier (Beitrag online seit 12/2017)

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