Herbert

Rimpl

Kirchen von

Herbert Rimpl

Fulda | St. Paulus
Wiesbaden | Heilig-Geist-Kirche

Hauptsächlich aufgrund seiner exponierten Stellung im nationalsozialistischen Bauschaffen bekannt, zeigt sich gerade in Rimpls Werk die für seine Architektengeneration charakteristische Ambivalenz zwischen architektonischer Modernität und politischer Fügsamkeit.

– Jan Lubitz 2006 über Herbert Rimpl

Geboren wurde Herbert Rimpl am 25. Januar 1902 in Malmitz, Schlesien. Zu seinen Professoren an der TH München, an der er von 1922 bis 1926 studierte, zählte Theodor Fischer, in dessen Büro er für kurze Zeit arbeitete. Nach zwei Jahren als Hochbauarchitekt an der bayerischen Postbauverwaltung wechselte er 1929 in das Büro des Kölner Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm, um dessen Zweigbüro im oberschlesischen Hindenburg (Zabrze) zu leiten. Rimpl gründete 1932 sein erstes eigenes Büro und avancierte zu einem der wichtigsten Industriearchitekten des Dritten Reichs. 1934 erhielt er den Auftrag für das neue Heinkel-Flugzeugwerk in Rostock-Marienehe und dessen Zweigwerk in Oranienburg.

Als Hermann Göring auf Rimpl aufmerksam wurde, betraute man ihn 1937 mit dem Aufbau der Hermann-Göring-Stahlwerke samt zugehöriger Werkssiedlung im heutigen Salzgitter. Im Zuge der nationalsozialistischen Feldzüge wurde Rimpl ab 1940 zum Architekt zahlreicher Industrie- und Wohnanlagen in Deutschland und den besetzten Gebieten, dabei umfasste sein Büro zeitweise rund 700 Mitarbeiter. 1942 wurde er schließlich von Berlins Generalbauinspektor Albert Speer zum Leiter der Prüfstelle für Großbauvorhaben ernannt, 1943 verlieh ihm Adolf Hitler den Professorentitel. Immer wieder zeigt sich in Rimpls Bauten der Kriegsjahre eine „Ambivalenz zwischen architektonischer Modernität und politischer Fügsamkeit“ (Lubitz). Trotz seiner herausgehobenen Stellung bei wichtigen Rüstungsbauvorhaben wurde Rimpl im März 1948 von der Hauptspruchkammer Regensburg als „Nichtbetroffener“ entnazifiziert. Ab 1950 leitete er ein neues Architekturbüro in Wiesbaden, das er bis in die 1970er Jahre hinein erfolgreich betrieb und das nach seinem Tod am 2. Juni 1978 von seinem Sohn Wolfgang weitergeführt wird.

Herbert Rimpl war vorrangig ein Architekt von Werks-, Industrie- und Verwaltungsbauten, sowie Wohnungs- und Siedlungsbauten. Wiederkehrende Kennzeichen in seinem Werk sind die Gliederung durch Raster und die rhythmische Reihung von Parabelbögen, bzw. Wellen. Beides findet sich beispielsweise in seinem Entwurf für das Bundeskriminalamt in Wiesbaden von 1953. Erst in seinem Spätwerk widmete sich Rimpl auch dem Kirchenbau, wobei nur zwei seiner Entwürfe ausgeführt wurden: die Heilig-Geist in Wiesbaden-Biebrich und St. Paulus in Fulda.

Text: Anke Solveig Hermann, Wiesbaden

Literatur (Auswahl)

  • Werner Durth: Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900-1970, Braunschweig 1986.
  • Jan Lubitz: Herbert Rimpl. 1902-1978, auf: architekten-portrait.de, 2006 (Abrufdatum: 22. Februar 2018, www.architekten-portrait.de/herbert_rimpl/index.html)
  • Jo Sollich: Herbert Rimpl (1902-1978). Architekturkonzern unter Hermann Göring und Albert Speer. Architekt des Deutschen Wiederaufbaus, Berlin 2013.
  • Michael Wiederspahn: Herbert Rimpl, in: Baukultur 6, 1992, 20ff.