Otto Herbert

Hajek

Kirchen von

Otto Herbert Hajek

Berlin-Charlottenburg | Maria Regina Martyrum
Lemgo | Heilig Geist
Mannheim | Pfingstbergkirche
Trier-Mariahof | St. Michael
Wiesbaden | St. Mauritius

Die symbolische Kraft von Gesten, also Kunst, verändert das Bewußtsein von Wirklichkeit. Durch künstlerische Arbeit werden Zeichen einer humanen Gesellschaft gesetzt, die über die Endlichkeit hinausweisen und Hoffnung stiften.
– Otto Herbert Hajek 1997 über seine Arbeit (Grominger 1997, 111)

Der Maler und Bildhauer Otto Herbert Hajek (* 27.6.1927 / + 29.4.2005) arbeitete nach seinem Stuttgarter Studium in den 1950er Jahren zunächst im Stil des Informel, einer von Frankreich beeinflussten abstrakten Kunstrichtung. International bekannt wurde er durch seine Beiträge zur documenta II und III (1959/64) sowie seinen Vorsitz beim Deutschen Künstlerbund (1972-79). Seit den 1960er Jahren zielte er mit einem neuen vielschichtigen Konzept auf den öffentlichen Raum: „Die Farbwege haben eine künstlerische und räumliche Dimension.“

Schon für den betonplastischen Bau der Saarbrücker Mensa arbeitete Hajek 1965-70 über drei Dimensionen mit zumeist primärfarbigen, geometrisch-konstruktiven Formen. In den 1970er Jahren verband er zunehmend Wände, Decken, Böden, Skulpturen und Plätze zu einem Gesamtkunstwerk. Damit zielte Hajek auch bei den Inhalten aufs große Ganze: Die Erfahrung von Kunst, die Begegnung mit Hajeks auf elementare Formen und Farben konzentrierte Zeichen soll den Betrachter und damit auf lange Sicht die Gesellschaft zum Besseren wandeln.

Dieses im Profanbau entwickelte Prinzip wählte Hajek ebenso für Kirchenbauten und ihr Umfeld. Zunächst orientierte er sich noch leicht stilisierend an einer abzubildenden Wirklichkeit, so z. B. beim Kreuzweg für die Berliner Kirche Maria Regina Martyrum (1963). Ende der 1960er Jahre wandte sich Hajek dann auch im kirchlichen Raum einer primärfarbigen zeichenhaften Formensprache zu. Mit wechselnden Architekten schuf er Gesamtkunstwerke wie St. Mauritius in Wiesbaden (1968, mit J. Jüchser und P. Ressel) oder Heilig Geist in Lemgo (1968, mit J.-G. Hanke).

Text: Dr. Karin Berkemann, Frankfurt am Main/Greifswald

Literatur (Auswahl)

  • Chris Gerbing: Chancen, Möglichkeiten und Grenzen von Kunst im Unternehmen. Eine interdisziplinäre Studie am Beispiel der „Kunstumzingelung“ von Otto Herbert Hajek an der Sparda-Bank in Stuttgart, Berlin 2010.
  • Eugen Grominger (Hg.): O. H. Hajek. Zeichen setzen – Zeichen für Menschen (Edition Deutsche Bank Bauspar AG „Bauen und Wohnen“ 5), Münster 1997.
  • Otto Herbert Hajek: Ikonographien. Zeichen, Plätze, Stadtbilder, Stuttgart 1978.
  • Birgit Nelissen/Elisabeth Spieker (Bearb.): Otto Herbert Hajek (1927-2005). Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau. Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Online-Findbuch zum architekturbezogenen Bestand, Karlsruhe 2009.
  • Anuschka Plattner: Otto Herbert Hajek. Konzeption der Raumgestaltung. Werkverzeichnis, Diss., Universität Heidelberg, 1999.
  • Johanna Stulle u. a. (Bearb.): Otto Herbert Hajek – ein Leben im öffentlichen Raum, Stuttgart/Leipzig 2002.