Emil

Steffann

Kirchen von

Emil Steffann

Cochem-Cond | St. Remaclus
Dortmund | St. Bonifatius
Essen | St. Bonifatius
Köln-Altstadt Süd | Zum unbefleckten Herzen Mariens
München | St. Laurentius

Emil Steffann (* 30.1.1899 / + 23.7.1968) gehört zu den bedeutendsten katholischen Kirchbauarchitekten der Nachkriegszeit. Als Sohn eines Arztes in Bethel besuchte er nach dem Krieg Bildhauerklassen in Bielefeld und Berlin und fasste 1921 nach Aufenthalten in Rom und Assisi den Entschluss, Architekt zu werden. 1926 konvertierte er in Assisi zur katholischen Kirche, begegnete 1927/1928 Walter Gropius und machte 1931 die Bekanntschaft mit Rudolf Schwarz. Nach einer „inneren Emigration“ in den Jahren 1933-1939 wurde er als Architekt von der Wehrmacht in Frankreich eingesetzt, von 1941-1944 mit Rudolf Schwarz beim Wiederaufbau zerstörter Ortschaften in Lothringen. Nach seiner Internierung in Frankreich wurde er 1947 in Köln mit der Bauleitung des Siedlungsbaus der Diözese betraut. Seit 1950 war er in Mehlem als selbständiger Architekt tätig. Er starb 1968 an den Folgen eines Autounfalls.

Die geistigen Grundlagen der von ihm gebauten Kirchen, Klöster und Gemeindezentren sind biographische Ereignisse und Begegnungen, vor allem Assisi, der Rothenfelser Kreis um Romano Guardini und die Liturgiereform. Bei seinen Bauten verwertete er das Trümmermaterial zerstörter Kirchen und nimmt Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils vorweg: Der Altar, der umstanden und umgangen werden kann, bildet getrennt vom Tabernakel die Mitte des liturgischen Geschehens. Theologisch steht nicht der „Opfergedanke“, sondern das „Mahl“ im Zentrum. Weitere Leitprinzipien sind Armut und Einfachheit, Material- und Konstruktionsgerechtigkeit mit einer Vorliebe für natürliche Materialien und den Rundbogen.

Text: Dr. Dieter Höltershinken, Dortmund

Die Kirchen, die den wichtigsten Teil von Steffanns Werk ausmachen, sind ernste Bauwerke, ernst wie der Mann selbst. In ihrem geschlossenen Mauerwerk aus Ziegel- oder Bruchstein zeigen sie einfache, elementare Gestalten und vermitteln das Gefühl bergender Nähe. Fenster und Tore sind oft rundbogig, die Öffnungen mit tiefem, geschrägtem Gewände, das die Schwere der Mauer verdeutlicht.
Wolfgang Pehnt, 2.9.2014 (24.7.2015)

Literatur (Auswahl)

  • Tino Grisi: „Können wir noch Kirchen bauen?“/„Possiamo ancora construire chiese?“ Emil Steffann und sein/e il suo Atelier (Bild – Raum – Feier. Studien zu Kirche und Kunst, Bd. 15), Regensburg 2014.
  • Kai Kappel: Memento 1945? Kirchenbau aus Kriegsruinen und Trümmersteinen, München, Berlin 2008.
  • Conrad Lienhardt u. a. (Hg.): Emil Steffann (1899-1968). Werk Theorie Wirkung, Regensburg 1999.
  • Ulrich Pantle: Leitbild Reduktion. Beiträge zum Kirchenbau in Deutschland von 1945-1950, Regensburg 2005.
  • Wolfgang Pehnt: Rudolf Schwarz und seine Zeitgenossen, Köln 2011.