Martin

Weber

Kirchen von

Martin Weber

Frankfurt am Main| St. Bonifatius
Karlstein am Main-Dettingen | St. Peter und Paul

Wenn Sie ein guter Architekt werden wollen, müssen Sie vor allem Praktiker werden.

– (Martin Weber über seine Berufsauffassung)

Der 1890 in Frankfurt am Main geborene Martin Weber absolvierte eine handwerkliche Ausbildung und besuchte anschließend die Bau- und Kunstgewerbeschule in Offenbach. Von 1914 bis 1915 arbeitete er für zwei renommierte Kirchenbauer: in Darmstadt für Friedrich Pützer und in Offenbach für Dominikus Böhm. Nach dem Ende seines Kriegsdienstes zog sich Weber von 1919 bis 1921 als Oblate in das Kloster Maria Laach zurück. Im Anschluss arbeitete er bis 1924 erneut mit Böhm, mit dem er als „Atelier für Kirchenbaukunst“ deutschlandweit Projekte verwirklichte. Böhm prägte das Werk Webers maßgeblich, in Formensprache und Konzeption seiner Bauten finden sich immer wieder Bezüge zum Werk des älteren Kollegen. Ebenso stand er in engem Kontakt zum liturgisch bewegten Kirchenbauer Rudolf Schwarz, mit dem er 1935 auf Burg Rothenfels den „Studienkreis für Kirchenkunst“ begründen sollte.

1925 gründete Weber ein eigenes Architekturbüro in Frankfurt, wo er 1927 mit St. Bonifatius von sich reden machte. In der Folge schuf er – abgesehen von vereinzelten Profanbauten wie der Volksschule in Gutach (1931) – vor allem weitere katholische Kirchen in seiner Heimatstadt. Einige davon waren Teil der Siedlungen des Neuen Frankfurt, die in den Jahren 1925 bis 1930 unter Leitung des legendären Stadtbaurats Ernst May entstanden. Webers Heilig-Kreuz-Kirche (1929) in der Siedlung Bornheimer Hang übernahm sogar die Funktion einer Stadtkrone. Wegweisend waren auch Webers (teils hölzerne) „Notkirchen“, die er für viele junge katholische Gemeinden in Frankfurt in einfacher Formensprache mit klugen Details wie Schiebewänden gestaltete. Der Architekt ging bei der Planung seiner Kirchen stets vom Altar als Mittelpunkt des Entwurfsgedankens aus, wie er es für Frankfurt mit der Heilig-Geist-Kirche im Riederwald 1931 erstmals räumlich ohne Abstriche umsetzen und damit auch die liturgische Feier versus populum ermöglichen konnte. 1941 verstarb Martin Weber im Alter von 50 Jahren an einem Hirnschlag.

Autor: Julius C. Reinsberg M. A., Offenbach am Main

Literatur (Auswahl)

  • Susan Henderson: Building Culture. Ernst May and the New Frankfurt Initiative, 1926-1931, New York u. a. 2013, 222-224.
  • Heike Risse: Frühe Moderne in Frankfurt am Main 1920-1933, Architektur der zwanziger Jahre in Frankfurt a. M., Traditionalismus – Expressionismus – Neue Sachlichkeit, Frankfurt am Main 1984.
  • Adrian Seib: Der Kirchenbaumeister Martin Weber (1890-1941), Leben und Werk eines Architekten für die liturgische Erneuerung, Mainz 1999.
  • Adrian Seib: Weber, Martin, in: Evelyn Brockhoff u. a. (Hg.): Akteure des Neuen Frankfurt. Biogafien aus Architektur, Politik und Kultur, Frankfurt am Main 2016, 192f.