Cochem-Cond

St. Remaclus

Anschrift Kirche
Valwiger Straße 1-3
56812 Cochem
  • Informationen
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    Bitte beim Pfarramt erfragen! In 2021 ist die Kirche wg. laufender Sanierungsarbeiten geschlossen!
    Anschrift Pfarramt Pfarreiengemeinschaft Cochem
    Moselpromenade 8
    02671 7417
    E-Mail
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    Öffnungszeiten Pfarramt Das Pfarrbüro ist derzeit nur nach telefonischer Terminvereinbarung für den Besucherverkehr geöffnet.
    MO-FR: 9.00-11.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten finden Sie online unter:
    www.kirche-cochem.de/die-kirchen/st-remaclus-cochem-cond/.
    Kirchen im Südwesten

Zurück auf Anfang

Der Neubau von St. Remaclus von Cochem-Cond schlägt eine Brücke zurück in die Geschichte: Während die kantig-klare Formensprache einem zeitgenössischen Reduktionsideal verpflichtet ist, erinnert der Gottesdienstraum an die Einfachheit des frühen Christentums. An einem Point de Vue am Ende der Moselbrücke setzt der Außenbau einen markanten Akzent. Der vermauerte Moselschiefer passt sich in die umgebende Landschaft ein und inszeniert die „Glaubensburg“ als Kontrapunkt zur mittelalterlichen Reichsburg Cochem am gegenüberliegenden Ufer. Der weiß geschlämmte Kirchenraum lenkt alle Aufmerksamkeit auf die Ausstattungsstücke, die ihrerseits zurück in die (Heils-)Geschichte verweisen. So verknüpft z. B. die Zeltform des Ewigen Lichts (neben der Sakramentsnische) die Stiftshütte der Wüstenwanderung mit seinem Vers aus dem Neuen Testament: „Und das Wort ist Fleisch geworden“ (Joh 1,14).

 

  • Überblick
    Ort
    Cochem-Cond

    Bistum
    Bistum Trier

    Name der Kirche
    St. Remaclus

    Weihe
    1968 (12. Mai)

    Architekten
    Emil Steffann, Heinz Bienefeld

    Künstler
    Christoph Anders, Klaus Balke, Paul Nagel, Jochem Pechau, Jakob Schwarzkopf
    Besonderheit
    Der vermeintlich schlichte Neubau verknüpft Tradition und Moderne und schafft zugleich eine außerordentlich durchdachte städtebauliche Bezugsachse zwischen eingemeindetem Stadtteil und altem Zentrum.

    Nutzung
    Kirche innerhalb der Pfarreiengemeinschaft Cochem (mit St. Martin in Cochem, St. Nikolaus von der Flüe in Brauheck und St. Maximin in Klotten) im Dekanat Cochem-Zell.

    Standort / Städtebau
    Die Kirche befindet sich auf der rechten Moselseite, vis-à-vis vom Zentrum Cochems, am Ende der Skagerrak-Brücke im 1932 eingemeindeten Stadtteil Cond.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Cochem-Cond | St. Remaclus | Grundriss | Reissmann+Thiel, mit Genehmigung der Pfarrei Cochem-Cond

    Cochem-Cond | St. Remaclus | Grundriss | Reissmann+Thiel, mit Genehmigung der Pfarrei Cochem-Cond

    Das Schema des griechischen Kreuzes bestimmt den Grundriss des Zentralbaus. Der halbrund angelegte Chorabschluss im Osten ist zum Hang hin ausgerichtet. Die anderen drei Kreuzarme sind leicht trapezförmig ausgeführt und gleichwertig symmetrisch geformt. Der Haupteingang liegt an der Giebelseite des Westarms. Dort (annähernd im Winkel zum Südarm) befindet sich ein Treppenturm, der den Zugang zur Krypta, zur Westempore und zum Dachstuhl ermöglicht. Weitere Zugänge befinden sich am Nordarm oder sind über die Räume der südlich anschließenden Sakristei erreichbar.

     

    Außenbau

    Cochem-Cond | St. Remaclus | Außenbau | Foto: Honnenstein, CC BY SA 4.0

    Cochem-Cond | St. Remaclus | Foto: Honnenstein, CC BY SA 4.0

    Der Außenbau wird weitgehend vom rauen Moselschiefer im Bruchsteinmauerwerk beherrscht. Auch die Dächer sind ortsüblich mit Schiefer gedeckt. Das unverputzte Mauerwerk mit Eckquadern wirkt nicht nur wehrhaft, sondern auch romanisch historisierend, obwohl sich dahinter eine Backsteinmauerung verbirgt. Zum wehrhaften Eindruck tragen ebenso die Schlitzfenster im Treppenturm bei. In den Giebelwänden sitzen hingegen große Rundfenster. Auf einem abschüssigen Hang errichtet, waren Substruktionen notwendig, um das Höhenniveau zu überwinden. Man gelangt über 47 Treppenstufen (entlang der Kirchenmauer und parallel zur Straße) über zwei Vorhöfe zur Kirche. In seinen Proportionen kommt der Bau dennoch bescheiden daher, was nicht zuletzt daran liegt, dass Steffann es bei einem beschaulichen Dachreiter beließ.

     

    Innenraum

    Cochem-Cond | St. Remaclus | Innenraum | Foto: Honnenstein, CC BY SA 4.0

    Cochem-Cond | St. Remaclus | Foto: Honnenstein, CC BY SA 4.0

    Das Innere ist mit einem weißen Putz geschlämmt, der die Ziegelsteinmauerung noch erkennen lässt. Der Raum öffnet sich von drei Seiten zur Vierung in der Mitte hin, die von weiten Rundbögen gebildet wird. An der inneren Westseite liegt eine hölzerne Empore, auf der sich eine bescheidene Orgel befindet. Eine flache, weiß lasierte Holzbalkendecke schließt den Raum in einer erhaben proportionierten Höhe ab. Nur der Chor ist in frühmittelalterlicher Tradition gewölbt. Die Krypta ist über den angesetzten Treppenturm oder einen separaten Zugang zu erreichen und dient der Gemeinde als Taufkapelle. Ihr Erscheinungsbild mit Kreuzgratgewölben über massigen Stützen mit breiten Scheidbögen greift im Grundgedanken den Typus der mittelalterlichen Krypta auf.

  • Liturgie und Raum
    Cochem-Cond | St. Remaclus | Altarraum | Foto: Stefan Heinz, Wittlich

    Cochem-Cond | St. Remaclus | Altarraum | Foto: Stefan Heinz, Wittlich

    Konsequent folgt die liturgische Raumordnung den Ideen des Zweiten Vatikanischen Konzils und ermöglicht die Versammlung der Gemeinde um den Altar. Der kreuzförmige Grundriss bietet sich für diese Vorgehensweise an, doch greift der Raum den Zentralisierungsgedanken bewusst auf. Die im Außenbau kaum zu bemerkende Trapezform der Kreuzarme öffnet den Innenraum suggestiv zur Mitte hin. Die doppelten Bankreihen in den Kreuzarmen reichen bis unter die mächtigen Rundbögen der Vierung, unter der sich der Altar befindet. Der direkt darüber angebrachte Radleuchter verstärkt den gemeinschaftsstiftenden Eindruck noch.

    Der Altar selbst ist auf einer dreistufig erhöhten Altarinsel platziert, die vorne – die Vierung aufgreifend – rechteckig abschließt und im Osten halbrund endet. Den Abschluss bildet eine halbrund gemauerte Sedilienbank, die um zwei weitere Stufen erhöht ist und damit den östlichen Chorabschluss aufgreift. Bemerkenswert ist, dass hinter der Sitzbank Platz für einen rückseitigen Umgang bleibt. Die Offenheit des Raums wird so auch in den Chorbereich transportiert. Zweifellos soll das Element selbst an die Bänke in frühchristlichen Kirchen erinnern, doch handelt es sich ebenso um ein bei Steffann wiederkehrendes Motiv, das er erstmals 1955 in St. Laurentius in München einsetzt. Die Apsis bleibt schmucklos, bis auf eine Sakramentsnische mit Ewigem Licht, während der eigentliche Tabernakel in der als Kapellenraum genutzten Krypta steht.

  • Ausstattung
    Cochem-Cond | St. Remaclus | Tabernakel | Foto: Honnenstein, CC BY SA 4.0

    Cochem-Cond | St. Remaclus | Tabernakel | Foto: Honnenstein, CC BY SA 4.0

    Da Teile des alten Kirchenmobiliars in den Neubau übertragen wurden, bietet die Ausstattung heute eine bemerkenswerte Mischung aus sehr wenigen historischen Stücken (vorrangig der Barockzeit und des Historismus) und mehreren modernen Objekten. Zu den Werken zeitgenössischer Künstler zählen plastische Arbeiten von Jochem Pechau (1929-89), der den figürlichen Eckstein im nordwestlichen Vierungspfeiler sowie die Schlusssteine in den Gewölbejochen der Krypta – hauptsächlich allegorische Tierdarstellungen, aber auch ein Ballonfahrer und das Christusmonogramm – schuf. Sein skulptierter Grundstein in der Vierung zeigt neben der Jahreszahl 1965 den Heiligen Remaclus in der traditionellen Darstellungsart. Als Abt auf Missionsreise wird er im Wald von einem Wolf begleitet, der sein Gepäck trägt. Der Kölner Bildhauer Klaus Balke (* 1929) fertigte den Tabernakelschrein als Treibarbeit in Zinn. Er ruht in der Krypta auf einem römischen Säulenkapitell, das eigens für diesen Zweck im Lapidarium des Trierer Landesmuseums ausgewählt wurde. Diese Sakraments-Stele wird von einem schmiedeeisernen Gitter umschlossen, das Paul Nagel (1925-2016) schuf. Von dem im nahegelegenen Senheim ansässigen Bildhauer Christoph Anders (*1938) stammen Ambo, Ewiges Licht, Sakramentsnische (Obergeschoss) und ein Altarleuchter. In der Apsis ist ein Glasfenster von Jakob Schwarzkopf (1926-2001) zu sehen. Einen Turmkreuzentwurf lieferte Theo Heiermann aus Köln.

  • Von der Idee zum Bau
    Cochem-Cond | St. Remaclus | Vorgängerbau um 1967 | Foto: Archiv Hermann Schüller, Bild: Honnenstein, CC BY SA 4.0

    Cochem-Cond | St. Remaclus | Vorgängerbau um 1967 | Foto: Archiv Hermann Schüller, Bild: Honnenstein, CC BY SA 4.0

    Der Ursprungsbau St. Remaclus lag 400 Meter entfernt in der Ortsmitte. Er hatte im Artilleriefeuer des Zweiten Weltkrieges leicht gelitten, doch war das einfache Kirchenschiff des 18. Jahrhunderts bereits zuvor baufällig geworden und musste schließlich später abgerissen werden. Lediglich der mittelalterliche Turm blieb als Wahrzeichen bis heute erhalten. Da man zudem festgestellt hatte, dass der Raum für die wachsende Gemeinde zu wenig Platz bot, wurde nach einem alternativen Standort für einen Neubau gesucht. Bereits 1955 war man mit dem Architekten Emil Steffann in Gesprächen, doch wurde das Projekt zunächst auf Eis gelegt und Ende der 1950er Jahre die Renovierung und Erweiterung des Altbaus favorisiert. Erst das Engagement des ortsansässigen Pfarrers Adalbert Heil und des Architekten Emil Steffann sorgten für den Neubaubeschluss

    Steffanns Grundidee bestand darin, ein bauliches Gegengewicht zur Burg auf der anderen Moselseite zu schaffen. Zugleich sollte eine klare Baustruktur Einfachheit ausdrücken, aber sich der Tradition des frühen Christentums bewusst sein. Während des zweiten Vatikanischen Konzils wurde im November 1964, nachdem ein neues Grundstück erworben werden konnte, mit der Bauausführung begonnen. Die Ausführungsplanung übernahm Steffanns ehemaliger Mitarbeiter Heinz Bienefeld; die lokale Bauleitung oblag Karl Müller. Die abschließende Weihe erfolgte am 12. Mai 1968 durch den Trierer Bischof Bernhard Stein, während das angeschlossene Pfarrhaus wenige Jahre später vollendet wurde. Die letzte Renovierung wurde 2001 durchgeführt und konzentrierte sich auf den Innenraum.

  • Die Architekten Emil Steffann und Heinz Bienefeld
    Cochem-Cond | St. Remaclus | Grundstein | Foto: Stefan Heinz, Wittlich

    Cochem-Cond | St. Remaclus | Grundstein | Foto: Stefan Heinz, Wittlich

    St. Remaclus ist einer der letzten Sakralbauten des renommierten Kirchenarchitekten Emil Steffann (1899-1968), der am 23. Juli 1968 – knapp zwei Monate nach der Weihe – an den Folgen eines Autounfalls starb. Den Stellenwert in seinem Schaffen dokumentiert ein Schreiben Steffanns an den Trierer Generalvikar, als das Vorhaben 1959 zeitweilig auf der Kippe stand: „Ich hatte das Glück, mancherorts, in den Diözesen Osnabrück, Paderborn, Münster, Aachen, Essen, Köln, Bamberg und München zu bauen, aber bisher bot sich mir keine Aufgabe, die ich städtebaulich als so gemäss und richtig erkannte wie der Plan Kont [Cond].“

    Die Kirche ist zugleich einer der ersten Bauten des damals gerade reüssierenden Heinz Bienefeld (1926-1995). Bienefeld, der von 1958 bis 1963 zu den engsten Mitarbeitern Steffanns gehörte, sollte 1968 mit St. Willibrord in Mandern-Waldweiler seinen beeindruckenden ersten vollständig eigenen Kirchenbau vorlegen, der den Einfluss der Jahre unter Emil Steffann gleichwohl ebenfalls nicht ganz verleugnen kann.

    Im Hinblick auf die Baugeschichte von St. Remaclus in Cochem-Cond ist die – zweifellos nicht unähnliche – Handschrift beider Architekten erkennbar, doch sind es besonders die baukünstlerischen Gestaltungsprinzipien von Emil Steffann, die hier deutlich zu Tage treten. Hierzu zählt die Kunsthistorikerin Brigitte Hammerschmidt vor allem „seine Vorliebe für große Mauerflächen, ‘lebendige’ Steine, Rundbögen sowie für eine Kargheit, die auch als Armut bezeichnet wird.“ Die Werkgerechtigkeit und die Detailmotive, wie die großen runden Fenster im Giebel, wirken wie ein Vermächtnis.

  • Literatur (Auswahl)
    • Susanne Grexa: Der Architekt Emil Steffann 1899-1968. Der Verzicht auf Originalität als Programm, Diss., Marburg 1999, 131, Nr. 107.
    • Brigitte Hammerschmidt: Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts im rheinland-pfälzischen Teil des Bistums Trier (Geschichte und Kultur des Trierer Landes 4), Trier 2006, 216-217, 358-359.
    • Johannes Heimbach: „Quellen menschlichen Seins und Bauens offen halten“. Der Kirchenbaumeister Emil Steffann, Altenberge 1995.
    • Die Kirchen-Neubauten, Erweiterungen und bedeutenden Renovationen im Bistum Trier 1960-1970, in: Das Münster 22, 1969, 293-324, hierin: 300.
    • Rudolf Laux (Hg.): Katholische Kirche St. Remaclus Cochem-Cond an der Mosel (1964-1967), Cochem 2012.
    • Karin Leydecker/Enrico Santifaller: Baustelle Heimat. Architekturführer Rheinland-Pfalz 1945-2005, Regensburg 2005, 43.
    • Manfred Sundermann: Holz und Stein werden dich lehren. Schule des unbefangenen Bauens. Emil Steffann, Mitarbeiter, Schüler, in: Conrad Lienhardt (Hg.): Emil Steffann (1899-1968). Werk Theorie Wirkung, Regensburg 1999, 65-96, hierin: 85.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. des. Stefan Heinz, Wittlich (Beitrag online seit 07/2017)

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