München-Olympiadorf
Ökumenisches Zentrum: Frieden Christi (katholisch) und Olympiakirche (evangelisch)
Helene-Mayer-Ring 23-25
80809 München
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Informationen
Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Bitte im jeweiligen Pfarrbüro erfragen. Anschrift Pfarramt Katholisches Pfarramt:
Pfarrei Frieden Christi
Straßbergerstraße 5
80809 München
089/ 35899086- 0
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Öffnungszeiten PfarramtKatholisches Pfarrbüro:
MO, MI: 8.30 Uhr - 12.00 Uhr
MI auch: 13.00 Uhr - 17.00 Uhr
FR: 8.30 Uhr - 13.00 UhrEvangelisches Pfarrbüro:
DI - DO: 9.30 - 11.00 Uhr
www.muenchen-heilig-geist.de/olympia.htm.
Gottesdienstzeiten Kirche Aktuelle Gottesdienstzeiten unter:
www.frieden-christi-muenchen.de (katholisch) bzw. www.muenchen-heilig-geist.de/olympia.htm (evangelisch).
Kirchen im Süden
Einheit in der Vielfalt
Was verbindet das wenig bekannte Ökumenische Kirchenzentrum im Olympiadorf mit den weltbekannten Sportstätten? Auf den ersten Blick erscheinen die Gegensätze größer als die Gemeinsamkeiten: Hier ein simpler Quader, dort die organisch geschwungenen, wie zufällig arrangierten Zeltdächer. Beide folgen der gleichen Leitidee. Zum ersten internationalen Großereignis nach 1945 in Deutschland wollte man sich der Welt mit einem neuen, nun demokratischen, allen Nationen und Konfessionen aufgeschlossenen Selbstverständnis zeigen. Die Architektur zeigt sich bewusst unpathetisch. Motive wie offene, alles überspannende Dächer symbolisieren, dass Vielfalt zu einem gemeinsamen Ganzen möglich ist. Der ordnende Einsatz heiterer Farben – das vom Nationalsozialismus belegte Rot wurde konsequent ausgeschlossen – bewirkte eine einladende Grundstimmung.
- ÜberblickOrt
München-Olympiadorf
Bistum
Erzbistum München und Freising
Name der Kirche
Ökumenisches Zentrum: Frieden Christi (katholisch) und Olympiakirche (evangelisch)
Weihe
1974 (31. März)
Architekten
Bernhard Christ, Josef KargBesonderheit
Gemeinsames Dachtragwerk und durchgängiger Einsatz seriell gefertigter Einzelteile
Nutzung
Katholische Pfarrkirche und katholische Werktagskirche sowie evangelisch-lutherische Kirche
Standort / Städtebau
Das Ökumenische Kirchenzentrum liegt im nördlichen Teil des sog. Zentralbereichs, dem Bereich für die öffentlichen und halböffentlichen Belange des Olympiadorfs. Es ist zwar von einer hohen Wohnbebauung umgeben, kann aber durch die völlige Freistellung weiträumig seine besondere Wirkung entfalten. - Beschreibung
Grundriss
Das Ökumenische Kirchenzentrum im Olympiadorf in München zählt zu den ersten seiner Art in Deutschland. Der langgestreckte rechteckige Grundriss verrät mit seinen außerhalb liegenden 12 Stützen eine Einteilung in 3 gleichgroße quadratische Konstruktionseinheiten. Im nördlichen Drittel liegt der Haupteingang mit dem quer durch das Gebäude verlaufenden Kommunikationsbereich. Von hier aus erschließen sich der evangelische Kirchenraum nach Norden, der katholische Gottesdienstraum mit anschließender Werktagskirche nach Süden und über eine Treppe die Gemeinderäume im Untergeschoss. Ausgerichtet sind die beiden kleineren Kirchenräume nach Norden, der größere nach Süden. Die Werktagskirche kann zusätzlich von der südlichen Stirnseite aus direkt betreten werden.
Außenbau
Der Außenbau macht eine Dreigeschossigkeit ablesbar. Dominant kragt die hohe Dachzone über das eingezogene Erdgeschoss aus. Da sie verglast ist, wird das dahinterliegende Raumfachwerk aus Stahl sichtbar. Im fensterlosen Erdgeschoss reihen sich schlichte Paneele, eingespannt zwischen Holzständer, nahtlos aneinander und werden nur durch eine teilweise Farbgestaltung oder Bullaugen aufgelockert. Zwei Kreuze an den Eingängen lassen die Funktion des Gebäudes, gleiche Farben an den Holzständern und Dachkanten die konfessionelle Zuordnung der Räume erkennen, grün und gelb für den katholischen, blau für den evangelischen Bereich. Im Untergeschoss befinden sich die Gemeinderäume.
Innenraum
Allen Innenräumen ist die indirekte und gleichmäßig helle Belichtung über das Dachtragwerk gemeinsam. Da es weit über die Außenwände hinausreicht, scheint es sich mit seinem Kosmos aus sternförmigen Stangen und Knoten unendlich in die Tiefe fortzusetzen und die Kirchenräume zu einem übergeordneten Ganzen zu vereinen. Dank einer konsequent rationalisierten Bauweise mit industriell vorgefertigten Bauteilen konnte der Bau rasch und kostengünstig fertiggestellt werden. Zugleich gelang es, diesen Umstand zu einer eigens entwickelten Formensprache ästhetisch zu nutzen.
- Liturgie und Raum
In den ursprünglich einheitlichen Gestaltungsprinzipien für alle drei Kirchenräume spiegelt sich die Umsetzung ökumenischer Bestrebungen wieder. Tiefgreifende Reformen innerhalb beider Konfessionen hatten zu einer gegenseitigen Annäherung geführt, bei der auf beiden Seiten der Altar als Tisch in den liturgischen wie räumlichen Mittelpunkt rückte.
Die beiden katholischen Kirchenräume nehmen teilweise unterschiedliche liturgische Funktionen auf, die räumlich wiederum in Beziehung gesetzt sind. Im größeren reicht die quadratische Altarinsel mit Altar, Ambo und Sedilien weit in den Gemeinderaum hinein. Eine flexible Bestuhlung ermöglicht entsprechend der nachkonziliaren Idee der circumstantes, aktiv am Gottesdienst teilzunehmen. Seitlich davon liegt der Taufort, vis à vis die Beichtzimmer.
Der kleinere Kirchenraum eignet sich für die persönliche Andacht oder für Gottesdienste in kleinerem Rahmen. Hier befinden sich die Stele mit dem Tabernakel und das Ewige Licht, sinnfällig auf der gleichen Seite angeordnet wie der Taufort hinter der Wand.
Im evangelischen Kirchenraum hatte die Umgestaltung von 1997 die umgekehrte Ausrichtung des Raums mit neu angefertigten Ausstattungsstücken zur Folge.
- Ausstattung
Wie schon für das Gebäude verwendeten die Architekten auch für die gesamte liturgische Ausstattung industriell vorgefertigte Elemente und wandelten sie in Art einer Modulbauweise ab. Die daraus resultierenden klaren geometrischen Formen wurden je nach konfessioneller Zugehörigkeit farbig gefasst.
Der Altar des großen katholischen Kirchenraums besteht aus vier zusammengesetzten Eternit-Halbrohren, der des kleineren wie auch Ambo, Sedilien, Tabernakelstele, Taufbecken und Apostelleuchter aus einfachen Rohren.
Die neue Ausstattung (1997) im evangelischen Kirchenraum verlässt das Gesamtkonzept der Erbauungszeit, sie ist mit anderen Formen in Edelstahl und Holz gefertigt. Die bildliche Gestaltung der Altarrückwand kann immer wieder erneuert werden.
Im großen katholischen Raum kamen Gefäße für die Heiligen Öle des Münchener Kunstschmiedes Otto Baier (geb. 1943), zwei Airbrushbilder, „Sonnenaufgang“ und „Sonnenuntergang“, und der blaue Lichtrahmen über der Altarinsel später hinzu. Die Arbeiten stammen von Kathrin Böhm (geb. 1969), London.
Auch das liturgische Gerät ist aus einem Guss entstanden. Gleiche Grundformen unterscheiden sich je nach Konfession nur in der Farbpalette des Emaille-Überzugs, rot, orange und gelb für die katholischen und blau für die evangelischen Stücke. In ihrer Einheitlichkeit kommt auch ihnen eine überkonfessionell verbindende Rolle zu.
- Von der Idee zum Bau
Für das Ökumenische Kirchenzentrum wurde ein eigener Wettbewerb mit 19 geladenen Teilnehmern ausgelobt. Zuvor hatten sich die beiden Konfessionen zu getrennt konfessionellen Räumen mit der ausgeführten Aufteilung entschieden. Die zentrale Aufgabe bestand darin, die Räume beider Konfessionen „im Gesamtkomplex miteinander in Beziehung“ zu setzen. Den 1. Preis gewann die Architektengemeinschaft Bernhard Christ und Josef Karg, München.
Während der Olympischen Sommerspiele 1972 diente das Gebäude den „Kirchlichen Diensten“ mit internationalen Gottesdiensten in 14 Sprachen für vier christliche Konfessionen. Die Übergabe an die beiden Gemeinden erfolgte am 31. März 1974 bei der Weihe durch Erzbischof Julius Kardinal Döpfner und Landesbischof Hermann Dietzfelbinger.
1997/98 wurde das Gebäude generalsaniert und sämtliche Wände ersetzt. Da es sich hier um eine Modulbauweise handelt, stand der anschließenden Eintragung in die Denkmalliste nichts im Weg.
- Die Architekten Josef Karg und Partner
Die Einladung zur Teilnahme am Wettbewerb hatte der damals junge Josef Karg (1936-1993) erhalten, weil er kurz zuvor das Kirchenzentrum Christkönig in Straubing begonnen hatte. Er gründete für den Bau des Ökumenischen Kirchenzentrums mit Bernhard Christ (geb. 1936) und dem Künstler Eckard Hauser (geb. 1940) die Büropartnerschaft ‘Karg und Partner’, zu der 1986 Manfred Kessler (geb. 1942) hinzustieß.
Das Büro nahm vom Städtebau über U-Bahnhöfe, Wohn- und Geschäftsbauten sowie Schulen vielfältige Aufgaben ausschließlich aus dem profanen Bereich wahr. Sie waren hauptsächlich durch die Architektur von Ludwig Mies van der Rohe beeinflusst. Nach dem Tod von Karg übernahm Kessler zusammen mit Michael Sturm (geb. 1944) das Büro als ‘Sturm und Kessler’. Das Aufgabenfeld erweiterte sich um denkmalgerechte Sanierungen, so auch der des Ökumenischen Kirchenzentrums.
- Literatur (Auswahl)
- Johannes Fellerer: Kirchenbau in der Diskussion, München 1973.
- Roland Krippner: Stahl im Kirchenbau in Deutschland nach 1945, Kassel 1997.
- Albert Köhler: Die Kirche im olympischen Dorf, in: Kunst und Kirche 34 (1971) S. 26 f.
- Monika Römisch: Ökumenisches Kirchenzentrum „Frieden Christi“ und Evang.-Luth. Olympiakirche, Olympiadorf München, Lindenberg 2003.
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