München-Schwabing

Erlöserkirche

Anschrift Kirche
Germaniastraße 4
80802 München-Schwabing
  • Informationen
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    Anschrift Pfarramt Erlöserkirche München Schwabing
    Germaniastraße 4
    80802 München-Schwabing
    089 38377140
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    Öffnungszeiten Pfarramt MO, MI - FR: 9.00 - 12.00 Uhr
    MO: 14.00 - 17.00 Uhr
    DI: 14.00 - 19.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Aktuelle Gottesdienstzeiten und Veranstaltungshinweise finden Sie online unter: www.erloeserkirche.de/gottesdienste.
    Kirchen im Süden

Ein Stück Münchner Freiheit

Die Leopoldstraße ist der berühmteste Boulevard von München. Wer dort flaniert, im Autocorso den FC Bayern bejubelt oder sich wie die Kultfigur Monaco Franze im Café amüsiert, tut das im Schatten der Schwabinger Erlöserkirche, einem echten „Stück Münchner Freiheit“, wie die Gemeinde selbst sagt. Dieser Kirchenbau steht auf der Schwelle zur Moderne: Die Basilika mit den vielen An- und Zubauten hat zwar noch neoromanische Elemente, gehört aber nicht mehr zum Historismus des 19. Jahrhunderts. Mit all den Jugendstilornamenten wagte der junge Architekt Theodor Fischer 1901 den ersten Schritt zu neuen klareren Bauformen.

  • Überblick
    Ort
    München-Schwabing

    Landeskirche
    Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern 


    Name der Kirche
    Erlöserkirche

    Einweihung
    1901 (6. Oktober)

    Architekt
    Theodor Fischer

    Künstler
    Linda Kögel, Hermann Lang, Ernst Neumeister, August Schmidt, Carl Schmidt, Wilhelm Volz
    Besonderheit
    Theodor Fischers erste Kirche, mit der er den Schritt vom Historismus über den Jugendstil in Richtung Moderne wagte.

    Nutzung
    Gemeindekirche

    Standort / Städtebau
    Die Kirche liegt in der Gabelung von Leopold- und Ungererstraße und bildet damit den nördlichen Abschluss der Leopoldstraße.

  • Beschreibung

    Grundriss

    München-Schwabing | Erlöserkirche | Grundriss

    München-Schwabing | Erlöserkirche | Grundriss

    Die geostete Kirche hat die klare Grundform einer Basilika, entwickelt sich aber durch die vielen Anbauten zu einem asymmetrischen organischen Ensemble. Durch einen Verbindungsbau – über dem sich der Kirchturm erhebt – ist die Kirche mit dem Pfarrhaus verbunden. Im Süden öffnet sich das Hauptportal zum Platz der Münchner Freiheit. Dort schließt sich neben dem Empfangsraum ein Anbau an, der beinahe wie ein Seitenschiff wirkt.

     

    Außenbau

    München-Schwabing | Erlöserkirche | Foto: CineAmigo, CC BY SA 3.0

    München-Schwabing | Erlöserkirche | Foto: CineAmigo, CC BY SA 3.0

    Der vielschichtige Bau macht von außen einen sehr plastischen und komplexen Eindruck. Der Grund dafür sind diverse Zu- und Anbauten, Pfeiler, Lisenen etc. Es gibt wohl keine Seite, an der nicht ein Ecktürmchen, ein Giebel oder ein Anbau die Fassade zum Leben erweckt. Die Erlöserkirche erscheint so wie eine Gruppe von unterschiedlichen gewachsenen Baukörpern, die teilweise auf Elemente der benachbarten (abgerissenen) Nikolaikirche anspielen. Besonders charakteristisch ist der hohe Kirchturm mit seiner überdimensionierten Turmuhr, die schon von Weitem deutlich zu erkennen ist.

     

    Innenraum

    München-Schwabing | Erlöserkirche | Foto: Roman von Götz

    München-Schwabing | Erlöserkirche | Foto: Roman von Götz/ Bildarchiv Monheim

    Im Gegensatz zum komplexen Außenbau ist der Innenraum überraschend klar aufgebaut. Er besteht aus einem Langhaus, entlang des Hauptschiffs öffnen sich hinter Rundbogen-Arkaden die Seitenräume. Während das Hauptschiff durch eine kassettierte Holzdecke abgeschlossen wird, haben alle Nebenräume gewölbte Decken. An der Ostwand befindet sich eine reich bemalte Apsis, die durch Säulen zu einem Umgang geöffnet ist. Hier im Apsisrund stand ursprünglich der Altar, seit dem Umbau durch Theodor Steinhauser in den 1970er Jahren ist hier der Taufstein aufgestellt und der Altar ins Schiff vorgezogen. Charakteristisch für den ganzen Innenraum sind die Verzierungen im Jugendstil.

  • Liturgie und Raum
    München-Schwabing | Erlöserkirche | Chorraum | Foto: Roman von Götz

    München-Schwabing | Erlöserkirche | Chorraum | Foto: Roman von Götz/ Bildarchiv Monheim

    Taufstein, Altar und Kanzel sind im Bau eng aufeinander bezogen. Theodor Fischer plante für seinen ersten Kirchenbau nach eigener Aussage „eine echt protestantische Kirche, […] in erster Linie ein[en] Predigtsaal, in dem das Wort lebendig werde“. So war die Kanzel ein zentrales Element des klar strukturierten Innenraums. Im Mittelpunkt stand jedoch der Altar in der reich bemalten Apsis. Der Umgang sollte die Abendmahlsfeier unter beiderlei Gestalt erleichtern. Heute steht an seiner Stelle der Taufstein, denn der Altar wurde 1976 in den Kirchenraum vorgerückt und die ersten Reihen der Kirchenbänke auf ihn ausgerichtet.

  • Ausstattung
    München-Schwabing | Erlöserkirche | Außenrelief | Foto: gemeinfrei

    München-Schwabing | Erlöserkirche | Außenrelief | Foto: gemeinfrei

    Außen an der Kirche sind ein Kalksteinrelief von Hermann Lang – die auf das Patrozinium der Kirche bezogene Darstellung, wie Thomas Jesus als Erlöser erkennt: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,28) – und zwei Reliefs von Ernst Neumeister nach Entwürfen Fischers angebracht. Ein Blickfang im Inneren ist der Altartisch aus gelblichem veroneser Marmor. Eng auf ihn bezogen ist die Kanzel aus demselben Material mit Malereien von Wilhelm Volz. Das große Jugendstil-Gemälde in der Apsis stammt von Linda Kögel. Es zeigt in der unteren Bildhälfte Szenen aus dem Leben der Gemeinde wie Taufe, Hochzeit oder Beerdigung. In den Darstellungen portraitierte die Malerin damalige Gemeindemitglieder. Über allem thront der Segnende Christus im Kreis seiner Engel.

    An der Ostwand des nördlichen Querschiffs hängt ein Holzkruzifix von Carl Fischer, das wohl ursprünglich für die Gedächtniskirche der Protestation in Speyer vorgesehen war. Im gegenüberliegenden Querschiff befindet sich eine Bronzebüste Luthers nach dem Vorbild von Schadows Lutherdenkmal in Wittenberg. Die Glasgemälde von August Schmidt zeigen christliche Symbole. Beachtenswert sind außerdem die Kapitelle der Pfeiler an den Arkaden, die von Ernst Neumeister nach Entwürfen von Theodor Fischer gefertigt wurden.

  • Von der Idee zum Bau

    Erst als Max Josef – der erste König von Bayern – seine Gemahlin Karoline Wilhelmine von Baden nach München holte, begann 1799 das protestantische Leben in München. Nach seinem Tod lebte die Königinwitwe auf Schloss Biederstein in Schwabing, sie war also auch dort die erste Protestantin. Ab 1888 feierte eine kleine evangelische Gemeinde in einem Schulhaus Gottesdienste, 1895 gründete sie den ‘Protestantischen Kirchbau-Verein Schwabing-München’. Theodor Fischer wohnte damals in der Giselastraße, war also selbst Mitglied der Gemeinde. Die Erlöserkirche sollte die erste seiner neun ausgeführten und elf projektierten Kirchen in Deutschland werden.

    Am 29. April 1900 legte die Gemeinde den Grundstein, um schon ein Jahr später am 6. Oktober 1901 die Einweihung zu feiern. Die Kirche wurde noch zweimal umgestaltet: 1938 ließ German Bestelmeyer – der auch andere Kirchen in München nach seinem Geschmack umgestaltete – die Wände und die Ausstattung aufhellen, den Triumphbogen übermalen und eine Taufkapelle einrichten. Die Münchner Architekten Theo Steinhauser und Christian Pärchen versuchten 1975/76 das ursprüngliche Raumbild wiederherzustellen, sie rückten außerdem den Altar aus der Apsis in den Kirchenraum.

  • Der Architekt Theodor Fischer

    Der 1862 in Schweinfurt geborene Schüler von Friedrich Thiersch hatte sich bald vom historistischen Stil seines Lehrers abgewandt und eine neue Herangehensweise entwickelt, die sich vor allem am jeweiligen lokalen Kontext orientierte. Damit wurde er zu einem der Wegbereiter der Loslösung vom Historismus im Übergang zwischen Tradition und Moderne. Nach seinem Studium arbeitete Fischer zunächst in verschiedenen Büros und Bauämtern Münchens.

    Von 1901 bis 1908 war Fischer Professor für Bauentwürfe und Städteanlage an der Technischen Hochschule Stuttgart, wo er eine enorme Wirkkraft entfaltete. 1907 war er Mitbegründer des Deutschen Werkbunds. 1908 wechselte er an die Technische Hochschule München, wo er sich um eine Reform des Architekturstudiums bemühte. Seine Gedanken wurden unter anderem von der Bauhaus-Bewegung mit aufgegriffen, in besonderem Maße auch durch seine Schüler nach dem Zweiten Weltkrieg. 1928 wurde Theodor Fischer emeritiert, 1938 verstarb er in München. Auf die Münchener Erlöserkirche folgten zahlreiche weitere Gottesdiensträume wie die Erlöserkirche Stuttgart, die Garnisonskirche Ulm und die Waldkirche Planegg.

  • Literatur (Auswahl)
    • Lothar Altmann: Erlöserkirche München, Regensburg 2000, 2. Auflage.
    • Klaus Koch: Erlöserkirche München-Schwabing. Ein Stück Münchener Freiheit, München 1976.
    • Wolfram Schindel: Die Evang.-Luth. Erlöserkirche München-Schwabing, in: Andreas Hildmann/Norbert Jochen (Hg.): Die Münchner Kirchen. Architektur – Kunst – Liturgie, Regensburg 2008, 82-89.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Philipp Stoltz M. A., München (Beitrag online seit 04/2016)

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