Hattingen-Winz-Baak

Evangelische Kirche

Anschrift Kirche
Schützstraße 2a
45529 Hattingen-Winz-Baak
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Bitte beim Pfarramt erfragen!
    Anschrift Pfarramt Evangelische Kirchengemeinde Winz-Baak
    Schützstraße 2a
    45529 Hattingen-Winz-Baak
    02324 80754
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    Öffnungszeiten Pfarramt MO, DI, MI: 9.00 - 12.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Die aktuellen Gottesdienstzeiten können online eingesehen werden: www.evg-winz-baak.de/gottesdienst-andere-termine/.
    Kirchen im Westen

„Bewegungsstiftend“

Winz-Baak findet sich am Aufstieg vom Ruhrtal in den Süden der Reviermetropole Bochum, an die es unmittelbar angrenzt. Gelegen am Hang einer tiefgezogenen Schleife der Ruhr, gehört der Ort mit seinen fast 8.000 Einwohnern aber zur sich jenseits des Flusses ausbreitenden Stadt Hattingen. Mitten in aufgelockerten Siedlungsstrukturen stößt man auf einen zeltartigen Kirchenbau auf achteckigem Grundriss, der 1964 fertiggestellt wurde. Äußerlich ansonsten in hellen Betonstreifen und dunklem Klinker gehalten, überrascht das Innere mit einem jüngeren Neuausbau. So wurde der Kirchenraum 2002 vom Bochumer Büro soan architekten völlig neu geordnet und gestaltet. „Indem sie die liturgischen Orte – im Gegensatz zu der ursprünglichen Konzeption – in der Kirche verteilten, schufen Hülsmann und Boländer in Winz Baak gleichsam einen bewegungsstiftenden Raum.“ (K. (Wittmann-)Englert)

  • Überblick
    Ort
    Hattingen-Winz-Baak

    Landeskirche
    Evangelische Kirche von Westfalen


    Name der Kirche
    Evangelische Kirche

    Einweihung
    1964 (27. September), 2002 (1. Dezember, Wiedereinweihung nach Neugestaltung)

    Architekten
    Edgar Penner, Horst Seebold, Dirk Boländer, Gido Hülsmann
    Besonderheit
    Ein Kirchenraum der 1960er Jahre wurde – bei Aufnahme seiner vordem nicht übersetzten architektonischen Grundform – in einen lichten Zentralraum mit räumlich getrennten, liturgischen Polen umgewandelt.

    Nutzung
    Mittelpunkt der Evangelischen Kirchengemeinde Winz-Baak

    Standort / Städtebau
    Mitten im Stadtteil liegt die Kirche westlich oberhalb der Nord-Süd-Verkehrsachse Bochumer Straße. Von der Schützstraße, die eine Sackgasse der Bochumer Straße bildet, ist die Kirche nach Süden zurückgesetzt. Mit einem weithin sichtbaren Turm wird der Kirchenbau umgeben von einer aufgelockerten Siedlungsstruktur mit Ein- bzw. Mehrfamilienhäusern und Wohnblocks.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Grundriss

    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Grundriss

    Die Evangelische Kirche von Winz-Baak entstand auf dem Grundriss eines regelmäßigen Achtecks. Das Innere war ursprünglich vom Eingang an der Nordseite zu einer erhöhten Altarzone vor der Südwand hin gerichtet. Bei der Neugestaltung von 2002 entwickelte man eine stärker an der Zentralbauanlage orientierte Ordnung um ein von Süden her mittig in den Raum hineinlaufendes, flaches Altarpodest. Nach Osten schließt an die Kirche ein schmaler, über zwei Türen mit ihm verbundener Rechteckbau an. In dessen nordöstliche Flanke ist der auf quadratischer Grundfläche errichtete Glockenturm eingestellt.

     

    Außenbau

    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Foto: Ev. Kirchengemeinde Winz-Baak

    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Foto: Ev. Kirchengemeinde Winz-Baak

    Die achtfach gebrochene Außenmauer der Kirche wird stark kontrastierend geprägt von hellen Betonbändern und einer dunklen Klinkerverkleidung. Das aufgelegte Zeltdach erscheint kräftig gefaltet. Der entsprechend stark auf- und absteigenden Traufkante folgt ein darunter umlaufendes, nur an der Südseite ausgespartes Oberlichtband. An der Ostseite ist die Kirche über einen flachen Seitentrakt mit dem hochaufragenden Turm verbunden. Seine Eckpfeiler bilden, die Farbgestalt des Hauptbaus aufnehmend, zuletzt über der Glockenstube einen offenen Turmabschluss. Diesen bekrönt ein schlichtes Kreuz. Der Hauptzugang zur Kirche erfolgt über ein leicht nach oben gefaltetes, hell gefasstes Portal.

     

    Innenraum

    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Foto: Urheberrecht Roman Weis

    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Foto: Urheberrecht Roman Weis

    Vom Portal an der Nordseite betritt man über einen Glas-Windfang das Innere. Ursprünglich war der Raum von dunklen Braun-Tönen und einem ca. drei Meter hohen Kreuz vor der Altar-Stirnwand geprägt. Davor erstreckte sich eine auf zwei Ebenen angelegte, insgesamt fünffach gestufte Podestanlage. Sie bot linear angeordneten Prinzipalien Platz. Im Gegenüber standen zwei auf den Altarbereich bezogene Bankblöcke. Über dem Haupteingang erhob sich eine gewinkelte Orgelempore, die man beim Umbau von 2002 beibehielt, aber neu formte. An sieben Seiten findet sich bis heute ein umlaufendes, auf- und absteigendes Oberlicht-Fensterband. Mit der Neuentwicklung von 2002 wurde der Bau weitestgehend entkernt. Die im Grundriss angelegte Zentralraum-Idee wurde aufgegriffen und von Süden her eine langgezogene, einstufige Plattform in die Mittelachse gelegt. Altar und Kanzelpult aufnehmend, wurde um sie herum die weitere Raumentwicklung orientiert. Eine mittig abgehangene Deckenfläche betont nun zusätzlich das neue Zentrum. Die bestehende, stark gefaltete Decke wurde ebenso wie die Wände in abgetöntem Weiß gestrichen. So prägen nun helle Farben und Materialien sowie reduzierte, geometrische Formen das neue Raumkonzept.

  • Liturgie und Raum
    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Innenraum | Foto: Urheberrecht Roman Weis

    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Liturgische Elemente | Foto: Urheberrecht Roman Weis

    Ursprünglich war der Kirchenraum, seiner Zentralform entgegen, auf eine um fünf Stufen erhöhte Altarzone hin ausgerichtet. Er entsprach damit den von der 2. Evangelischen Kirchbautagung in Rummelsberg 1951 verabschiedeten „Grundsätzen für die Gestaltung des gottesdienstlichen Raumes der evangelischen Kirchen“ – einer liturgischen Ordnung, die sich in vielen evangelischen Nachkriegskirchen findet. In Winz-Baak suchte die Neugestaltung von 2002 die vorhandene Zentralraumanlage stärker herauszuarbeiten und für die Gemeinde zu öffnen. Möglich ist nun eine Liturgie, die an mehreren Orten und auf der Ebene der Gemeinde stattfindet. Der Altar rückte ins Zentrum, auf eine flache, einstufige Plattform, um die sich nun die Gemeinde von drei Seiten in vier Bankblöcken versammelt. An der linken hinteren Seite des neuen Podestes steht heute das um eine weitere Stufe erhöhte Kanzelpult. Dagegen wurde der Taufstein zwischen zwei der vier Bankblöcke frei im Raum platziert. Damit sollten Taufe, Abendmahl und Predigt als für sich stehende Elemente innerhalb des gottesdienstlichen Ablaufs sichtbar werden.

  • Ausstattung
    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Kreuz | Foto: Urheberrecht Roman Weis

    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Kreuz | Foto: Urheberrecht Roman Weis

    Altar und Taufe der ursprünglichen Ausstattung waren in schwarzem Naturstein gefertigt, Kanzel, Kreuz und die fest installierten Bankreihen aus Holz. Das Oberlicht-Fensterband war mit einer pastellfarbenen Einfachverglasung versehen. Die Neuausstattung entwickelten soan architekten und stellten einen Altartisch aus hellem Ahornholz ins Zentrum. Nach Süden schließt das Altarpodest vertikal mit einer freistehenden Wandscheibe ab; beide bestehen aus gotländischem Kalkstein. Die Wandscheibe trägt ein mehrschichtig aus graublauem Aluminium, Cortenstahl und ein wenig Blattgold geschaffenes Kreuzrelief, sieben aus Aluminium gefertigte Öllampen – als Zeichen für die sieben Urgemeinden – sowie eine Bibelablage aus Ahorn. Das ihr versetzt vorgelagerte Kanzelpult wurde – ebenso wie die flache, runde Taufe und der Boden – wiederum in gotländischem Kalkstein erstellt. Das Kanzelpult ist als einfache Stele ausgebildet und mit einer Schriftablage aus beschichtetem Aluminium versehen. Aus letzterem Material sind auch der Ständer für Taufkerze und -buch sowie die entlang der Außenwände paarweise aufgestellten Standleuchten gefertigt. Weiteres Licht fällt aus Strahlern von den oberen Wänden und der mittig abgehängten Deckenkonstruktion. Aus hellem Ahornholz sind schließlich auch die neuen, kurzen, mit Rindsleder bezogenen Bänke gefertigt. Die Orgel von 1966 behielt man dagegen bei.

  • Von der Idee zum Bau
    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Innenraum vor dem Umbau | Foto: soan architekten

    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Innenraum vor dem Umbau | Foto: soan architekten

    Bis in die 1960er Jahre gehörte Winz-Baak zur Evangelischen Kirchengemeinde Hattingen, deren Mitgliederzahl nach dem Zweiten Weltkrieg stark zunahm. Eine hölzerne Notkirche wurde durch einen Neubau nach Plänen der Langenberger Architekten Edgar Penner und Horst Seebold abgelöst. Die Kirche wurde am 27. September 1964 eingeweiht, 1968 die selbstständige Evangelische Kirchengemeinde Winz-Baak eingerichtet. In den 1980er Jahren wurde im Nordwesten der Kirche ein Gemeindezentrum angebaut. Gut vierzig Jahre nach Fertigstellung der Kirche wurde der Innenraum 2002 neu entwickelt. Die Planung oblag dem Büro soan architekten – Gido Hülsmann und Dirk Boländer, damals Bochum/Warburg. Am 1. Dezember 2002 konnte der neugestaltete Kirchenraum eingeweiht werden. Vom Bund Deutscher Architekten (BDA) Bochum erhielt die Umgestaltung 2004 eine „Auszeichnung guter Bauten“, beim Wettbewerb „Kirchengebäude und ihre Zukunft. Sanierung – Umbau – Umnutzung“ der Wüstenrot-Stiftung 2016 kam sie in die „engere Wahl“.

  • Die Architekten Edgar Penner, Horst Seebold, Gido Hülsmann und Dirk Boländer
    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Innenraum | Foto: Urheberrecht Roman Weis

    Hattingen-Winz-Baak | Evangelische Kirche | Innenraum | Foto: Urheberrecht Roman Weis

    Der Ursprungsbau wurde nach Entwürfen der Architekten Dipl.-Inge. Edgar Penner und Horst Seebold aus Velbert-Langenberg errichtet. Die Neugestaltung des Innenraums plante das Büro soan architekten: Dipl.-Ing. Architekt Gido Hülsmann, geboren 1966 in Bochum, studierte an der Universität-Gesamthochschule Kassel und schloss 1994 mit dem Diplom ab. Dipl.-Ing. Architekt Dirk Boländer, geboren 1965 in Bochum, studierte ebenfalls in Kassel mit Diplomabschluss 1994. Schon am Ende des Studiums begannen Hülsmann und Boländer erste Bauprojekte und gründeten 1996 ihr gemeinsames Büro, heute mit Hauptsitz in Bochum und weiterem Standort in Darmstadt.

    Seither wurden zahlreich Projekte geplant und vielfach verwirklicht – v. a. Neugestaltungen/-ausstattungen von Kirchen, Gemeindezentren, Wohn- und Wirtschaftsbauten sowie Sonderaufgaben. Besondere Schwerpunkte liegen in denkmalgerechter Sanierung und Holzbau bzw. Ökologischem Bauen. Neben der Neugestaltung der Ev. Kirche Winz-Baak zählen u. a. Raumentwicklungen in der Friedenskirche Bochum-Stahlhausen (2000/15), der Kirche Maria in vinea Warburg (2000) oder an St. Marien Stiftberg in Herford (2004) zu den Arbeiten im evangelischen und katholischen Kirchenbau. Der gestalterischen Grundhaltung von soan architekten entspricht der Büroname: Er geht zurück auf ein kleines japanisches Gebäude, dessen Erscheinung bis ins letzte Detail Ausdruck seiner Nutzung ist.

  • Literatur (Auswahl)
    • Kerstin (Wittmann-)Englert: Ein Raum zur Entfaltung. Umbau und Sanierung der Evangelischen Kirche Winz-Baak, in: Kunst und Kirche 66, 2003, 3, 167 f.
    • Gido Hülsmann/Dirk Boländer (soan architekten): Ruhig, licht und warm, in: Der Architekt 2004, 1-2, 66.
    • Bettina Schürkamp: Wiederentdeckung des Raums, in: archithese 39, 2009, 2, 52-57.
    • Bodo Steinhauer: Raum für den Wandel, in: Der Architekt 1-2/2004, 67-69.
    • Übergänge gestalten. Bauen in der Evangelischen Kirche von Westfalen, hg. von der Evangelischen Kirche von Westfalen – Landeskirchenamt, Baureferat, Bielefeld 2008.
    • Internetpräsenz der Architekten des Umbaus: soan-architekten.de, Abrufdatum: 23. August 2018.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. Matthias Ludwig, Schweinfurt (Beitrag online seit 09/2018)

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