Koblenz-Asterstein

Maria Himmelfahrt

Anschrift Kirche
Lehrhohl 40
56077 Koblenz
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Die Kirche ist während des Sommers häufig geöffnet (Schlüssel unter: 0176 24220053).
    Anschrift Pfarramt Katholisches Pfarramt Koblenz "Rechte Rheinseite"
    Kapuzinerpatz 134
    56077 Koblenz
    0261 9738790
    E-Mail
    Zur Webseite
    Öffnungszeiten Pfarramt MO - FR: 9.00 - 12.00 Uhr
    MO - DO: 14.00 - 17.00 Uhr
    Gottesdienstzeiten Kirche Aktuelle Gottesdienstzeiten und Veranstaltungshinweise finden Sie online unter: pg-ko.de/.
    Kirchen im Südwesten

In den Umrissen einer Reliquie

Hohe schlanke Bogenfelder und eine mächtige Betonglasfront – auf den ersten Blick erkennt der Betrachter nicht, welche Besonderheit der Kirchenbau Maria Himmelfahrt birgt. Erst beim Betreten oder Umschreiten wird der seltsame Grundriss erfahrbar: ein sich verjüngendes Rechteck mit zwei leicht gebogenen (Querschiff-)Armen. Es sind die Konturen des Heiligen Rocks, der bedeutendsten Reliquie des Trierer Doms, die nur im Abstand von Jahrzehnten öffentlich gezeigt wird. Als dieses Ereignis 1958 vom Trierer Bischof Matthias Wehr angekündigt wurde, plante man in Koblenz-Asterstein gerade eine neue katholische Kirche. Als der Bau 1959 fertiggestellt wurde, war die Wallfahrt bereits in vollem Gange. Damit geriet die Kirche Maria Himmelfahrt zum architektonischen Denkmal für die Aufbruchsstimmung jener Tage.

  • Überblick
    Ort
    Koblenz-Asterstein

    Bistum
    Bistum Trier

    Name der Kirche
    Maria Himmelfahrt

    Weihe
    1959 (29. November, Benediktion; 8. September 1974, Konsekration)

    Architekt
    Max Christens

    Künstler
    Walter Bettendorf, Josef Welling
    Besonderheit
    Der Grundriss der Koblenzer Kirche entspricht der Form des Heiligen Rocks, der während der Bauzeit öffentlich im Trierer Dom ausgestellt wurde.

    Nutzung
    Pfarrkirche in der "Pfarreiengemeinschaft Rechte Rheinseite" in Koblenz

    Standort / Städtebau
    Maria Himmelfahrt befindet sich im seit den 1920er Jahren gewachsenen Stadtteil Asterstein an der ehemaligen Hauptstraße des Siedlungsgebiets. Ergänzt wird die Kirche durch ebenfalls von Max Christens entworfene und 1964 fertiggestellte Gemeindebauten: Pfarrhaus, Kindergarten, Jugendheim. Die gegenüberliegende Seite des südlich vorgelagerten Bienhorntals erlaubt einen Gesamtblick auf das Ensemble.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Grundriss

    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Grundriss

    Der Grundriss folgt der charakteristischen Form des Heiligen Rocks: Der sich nach Osten trapezförmig verjüngende Hauptraum wird zu Seiten des Altars durch zwei Räume – wie durch Gewandärmel – gerahmt. Durch die konvexe Westwand wird der untere Saum dargestellt, die in der Mitte leicht ausschwingende Ostwand deutet die Halsöffnung an. Dieses architektonische Bild wird von der Sakristei nicht beeinträchtigt, die sich im Süden etwas abseits gerückt und durch einen flachen Gang angeschlossen zeigt. Die ursprünglich ebenfalls durch einen Zwischenbau im Norden angebundene Kapelle auf sechseckigem Grundriss steht heute frei.

     

    Außenbau

    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Außenbau | Foto: Max Weinandt, CC BY SA 3.0

    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Foto: Max Weinandt, CC BY SA 3.0

    Hohe, schlanke, sich nach unten verjüngende Pfeiler tragen nebeneinanderliegende Beton- „Tonnengewölbe“. So entstehen schmale, oben rundbogig geschlossene Wandfelder, die mit glatten, diagonal angeordneten Tuffsteinplatten verkleidet sind. Auf den nach Westen gerichteten Fronten des Hauptraums und der beiden Seitenräume fehlen dementsprechend die Rundbögen, da hier die Längsseiten der Gewölbe anstoßen. Stattdessen finden sich hier Betonglasflächen, die durch engstehende Pfeiler gegliedert werden. Die Ostwand dagegen ist fensterlos und ebenfalls mit Tuffsteinplatten verkleidet, dort abwechselnd glatt bzw. grob bearbeitet.

     

    Innenraum

    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Innenraum | Foto: Max Weinandt, CC BY SA 3.0

    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Foto: Max Weinandt, CC BY SA 3.0

    Im Inneren ruhen die nebeneinanderliegenden „Tonnengewölbe“ auf den Wandpfeilern, beide in Sichtbeton belassen. Die aneinanderstoßenden Längskanten der Gewölbe sind als leichte Segmentbögen angehoben und verbinden so otpisch die einzelnen Tonnen. In die vertieften Felder der Wandpfeiler war ursprünglich eine Beleuchtung eingebunden, in den Querarmen befanden sich Emporen, die jedoch später entfernt wurden. Die Wandflächen besitzen einen weißen Anstrich. Hauptlichtquelle ist die fast ganz in ein Betonglasfenster aufgelöste Westwand. Die nur auf den Westseiten gelegenen Fenster der Seitenarme beleuchten den Altarraum indirekt.

  • Liturgie und Raum
    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Altarraum | Foto: Annette Lennert, Koblenz

    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Altarraum | Foto: Annette Lennert, Koblenz

    Der sich nach Osten verjüngende, von Betonschalen überwölbte Kirchenraum ist klar zum Altar hin ausgerichtet. Zusätzlich führt der Fußboden mit einem leichten Gefälle zum dreistufig erhöhten Altarraum. In einer früheren Planungsstufe waren die Bankreihen in den beiden Querarmen jeweils auch nach Osten zu dort aufgestellten Seitenaltären orientiert. Später sprach der Architekt selbst davon, der Hauptaltar könne von drei Seiten umschart und von beiden Querarmen aus gut eingesehen werden. Möglicherweise wollte man sich diese Möglichkeit offenhalten, da zur Erbauungszeit bereits das Zweite Vatikanische Konzil angekündigt, eine spätere Liturgiereform also zu erwarten war. Heute werden die Seitenarme freilich wieder getrennt genutzt: Im Norden ist eine Werktagskapelle mit Altar an der Ostseite eingerichtet, im Süden befinden sich die Orgel und das Taufbecken. Als Taufort war ursprünglich die kleine Kapelle nördlich der Kirche vorgesehen. Diese Lösung konnte sich jedoch nicht durchsetzen, der verbindende Zwischenbau wurde wieder abgebrochen und die Kapelle freigestellt.

  • Ausstattung
    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Innenraum | Foto: Holger Weinandt, CC BY SA 3.0

    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Foto: Holger Weinandt, CC BY SA 3.0

    Der Altar, eine Mittelstütze mit überkragender Platte, wurde ebenso wie der Ambo aus Basalt gearbeitet. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil versetzte man den mit Elfenbein und Perlmutt verkleideten Tabernakel vom Altar auf eine Säule hinter dem Ambo. Entfernt wurde das Geländer, das zur Bauzeit die unterste und als Kommunionsbank ausgebildete Altarraumstufe vom Gemeinderaum abtrennte. Für ein Hängekreuz über dem Altar hatte 1962 der Saarbrücker Maler und Bildhauer Ernst Alt (1935-2013) einen nicht ausgeführten Entwurf geliefert. Doch 1982 schuf Josef Welling aus Horchheim das heute vorhandene Altarkreuz sowie einen Kreuzweg, beide aus Bronze. 1969 ersetzte man die ursprünglich einfache Verglasung durch Betonglasfenster des Künstlers Walter Bettendorf (1924-2004). Das Westfenster zeigt die apokalyptische Frau (Offb 12,1–5) und den Drachen. Die Fenster der Seitenarme sind rein abstrakt gehalten, ursprünglich waren hier als Motive das Christushaupt und eucharistische Symbole geplant. Um 1992 wurde ein Buntglasfenster vom Zugang zur ehemaligen Taufkapelle in den nördlichen Querarm verlegt. Erst 1975 konnte die Gemeinde im südlichen Querarm eine Orgel ergänzen. Das von der Windesheimer Firma Oberlinger gelieferte Instrument mit 22 Registern wurde 2014/15 durch die Koblenzer Werkstatt Oliver Frensch instandgesetzt.

  • Von der Idee zum Bau
    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Außenbau um 1959 | Foto: historische Postkarte

    Koblenz-Asterstein | Maria Himmelfahrt | Außenbau um 1959 | Foto: historische Postkarte

    Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die auf der rechtsrheinischen Höhe gegenüber von Koblenz gelegenen Festungswerke geschleift. In der Folge gab man das Gebiet des heutigen Stadtteils Asterstein für Neubauten frei. Private Einfamilienhäuser entstanden zunächst in geringer Zahl, stattdessen aber ab 1938 die Goeben-Kaserne der Wehrmacht. Als diese nach 1945 für Wohnzwecke umgenutzt wurde, richtete man in der ehemaligen Reithalle eine katholische Notkirche ein. Bald genügte der Behelfsbau nicht mehr, da der Stadtteil und mit ihm die ab 1955 selbständige katholische Gemeinde wuchs. Nach einem Wettbewerb ging der Auftrag für den Kirchenneubau an den Architekten Max Christens.

    Die ungewöhnliche Grundrissform bezieht sich nicht allein auf die für 1959 angesetzte Heilig-Rock-Wallfahrt. Zumindest indirekt verweist dieses Motiv auch auf das Marienpatrozinium der Kirche: Mittelalterliche Legenden berichten, das Gewand Jesu sei von seiner Mutter eigenhändig gefertigt worden. Die Grundsteinlegung konnte am 7. Juni 1959, die Weihe am 29. November desselben Jahres gefeiert werden. Erst 1969 wurden die Betonglasfenster eingebaut, ein Eingangsvorbau ergänzt und das Mauerwerk außen mit Tuffstein verkleidet. Von 1992 bis 1998 sanierte man die Kirche stufenweise. Im Rahmen dieser Arbeiten wurden u. a. die Sakristei vergrößert und der Verbindungsbau zur ehemaligen Taufkapelle niedergelegt.

  • Der Architekt Max Christens
    Max Christens | Bildquelle: Max Christens. Architekt BDA-DAI. 1955-1980, Idstein/Taunus 1980

    Portrait Max Christens | Bildquelle: Max Christens. Architekt BDA-DAI. 1955-1980, Idstein/Taunus 1980

    Der 1925 in Lintorf (Ratingen) geborene Max Christens studierte Architektur an der Fachhochschule Stuttgart und machte sich anschließend 1955 mit einem Büro in Koblenz (später Vallendar) selbstständig. 1986 trat er die Zusammenarbeit mit Manfred Westenberger und Benedetta Christens-Westenberger ein. Zu den Schwerpunkten des Büros zählen neben Kirchen und Kapellen vor allem Krankenhäuser, Pflegeheime und Schulen. Der Bogen reicht vom Johannesgymnasium in Lahnstein (ab 1959) bis zum Koblenzer Krankenhaus Marienhof (1980). Daneben sind Projekte im Bestand zu nennen wie die Sanierung des Calvarienbergs in Ahrweiler (1973).

    Mit der Koblenzer Kirche Maria Himmelfahrt verwirklichte Christens 1959 seinen ersten größeren Kirchenbau. Bereits bei diesem Frühwerk zeigte er seine Vorliebe für den offensiven, teils plastischen Einsatz von Sichtbeton. Hierfür nannte er als Vorbilder die Architekten Kenzō Tange oder Le Corbusier. 1980 beschrieb Christens die Vorteile, aber auch die Grenzen des formbaren Baustoffs: „Er lässt sich artikulieren wie das Wort und komponieren wie Ton, er kann je nach den Erfordernissen rustikal, robust bzw. elegant und schlank sein. Aber immer muß er geformt und gestaltet werden, damit er über seine Leistung in Technik und Funktion hinaus Architektur im humanen Zeitgeist aussagt“.

    Max Christens starb am 29.11.2009.

  • Literatur (Auswahl)
    • Christoph Bretz u. a. (Bearb.): 50 Jahre. 1955 – 2005. Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt Koblenz-Asterstein, Koblenz 2005.
    • Max Christens. Architekt BDA-DAI. 1955-1980, Idstein/Taunus 1980, o. S.
    • Brigitte Hammerschmidt: Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts im rheinland-pfälzischen Teil des Bistums Trier (Geschichte und Kunst des Trierer Landes 4), Trier 2004, S. 213-214, 406.
    • Alois Thomas/Ulrich Craemer (Hg.): Neue Bauten im Bistum Trier (Monographien des Bauwesens 17), Stuttgart 1961, S39.
    • Ulrike Weber (Bearb.): Stadt Koblenz. Stadtteile (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz 3.3), Worms 2013, 50.
    • Christens, Max / 1925-[2009], in: Rheinland-Pfälzische Personendatenbank (rpb.lbz-rlp.de/cgi-bin/wwwalleg/goorppd.pl?s1=-pk04152-, Abrufdatum: 24. Juni 2017).

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Dr. Jens Fachbach, Trier (Beitrag online seit 07/2017)

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