Krefeld

Pax Christi

Anschrift Kirche
Glockenspitz 265
47809 Krefeld
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche MO: 16.00 - 18.00 Uhr
    MI: 10.00 - 12.00 Uhr
    FR: 10.30 - 12.30 Uhr (als offene Kirche)
    vor und nach den Gottesdiensten
    auf Wunsch/nach Absprache auch zu anderen Zeiten
    Anschrift Pfarramt Katholische Kirchengemeinde St. Augustinus, Gemeindebüro Pax Christi Gemeinde
    Glockenspitz 265
    47809 Krefeld
    02151 55850
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    Öffnungszeiten Pfarramt MO: 16.00 - 18.00 Uhr
    MI: 10.00 - 12.00 Uhr (als Kursbüro)
    Gottesdienstzeiten Kirche SO: 11.00 Uhr
    MI (jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat): 17.00 Uhr
    Kirchen im Westen

Tor zur Ewigkeit

In Pax Christi soll sich das „Tor zur Ewigkeit“ befinden. Doch zu sehen ist nur, versteckt hinter Bäumen, eine klare reduzierte Architektur aus rauem Backstein, an einen Industriebau erinnernd. Auf der Suche umrundet man die Kirche und steht unvermittelt vor einem überdimensionalen „Steig“ (M. Jetelová, 1982/2005), einer Himmelsleiter, deren gusseiserne Stufen tatsächlich in den Himmel führen. Erst wenn man den Innenraum betritt, wird das Geheimnis gelüftet: Hier ist das „Tor zur Ewigkeit“ zu finden – ein Kunstwerk (K. Rinke, 1990) aus schwarzem polierten Granit. Schon seit 1979 gehen Gegenwartskunst und Kirche in Krefeld eine lebendige Verbindung ein.

  • Überblick
    Ort
    Krefeld

    Bistum
    Bistum Aachen

    Name der Kirche
    Pax Christi

    Weihe
    1979 (September)

    Architekt
    Heinz Döhmen

    Künstler
    Enrique Asensi, Klaus Becker, Joseph Beuys, Walter Dahn, Niels Dietrich, Felix Droese, Marlene Dumas, Berrin Gökcen, Hubertus Gojowczyk, Barbara Heinisch, Leiko Ikemura, Magdalena Jetelová, Ewald Mataré, Jürgen Paatz, Norbert Prangenberg, David Rabinovitch, Klaus Rinke, Ulrich Rückriem, Helmut Schober, Chihiro Shimotani, Klaus Simon, Klaus Staeck, Günter Uecker, Wolfgang Vetten, Thomas Virnich, Dorothee von Windheim
    Besonderheit
    Seit Fertigstellung der Kirche sind im Laufe der Zeit über 30 zeitgenössische Kunstwerke in das Gemeindezentrum integriert worden. Die meisten dieser Arbeiten wurden ursprünglich nicht für einen sakralen Raum geschaffen.

    Nutzung
    Gemeinde- und Kunstkirche (seit 2013 zur Pfarrei St. Augustinus gehörig)

    Standort / Städtebau
    Die Kirche liegt in einem Wohngebiet im Osten der Stadt Krefeld, unweit von der Autobahn 57 und der Bundesstraße 57. Nur ein Schild am Straßenrand und ein unter Bäumen verstecktes Kreuz deuten darauf hin, dass sich hier ein religiöses Gemeindezentrum befindet.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Krefeld | Pax Christi | Grundriss

    Krefeld | Pax Christi | Grundriss

    Die Kirche Pax Christi und die Gemeinderäume bilden architektonisch eine Einheit. Vom zentralen Foyer aus sind alle Räume zugänglich. Dem Kirchenraum, einem rechteckigen quergelagerten Saal, ist nach Süden, symmetrisch von der Mittelachse ausgehend, ein rechtwinkeliges Dreieck vorgesetzt. Es bildet den Chor und besteht auf der West- und Ostseite jeweils aus einer Fensterfront, an die eine spitz zulaufende, gemauerte „Apsis“ anschließt. Die Sakraments- und Taufkapelle liegt neben der Sakristei auf der Nordseite und ist sowohl vom Kirchenraum als auch vom Foyer aus erreichbar.

     

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    Außenbau

    Krefeld | Pax Christi | Foto: Jürgen Gregori, Bild: LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland

    Krefeld | Pax Christi | Foto: Jürgen Gregori, Bild: LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland

    Umgeben von Grün, liegt das Gemeindezentrum versteckt zwischen Wohn- und Funktionsbauten. Dass es sich um ein religiöses Gemeindezentrum handelt, wird zur Straße hin einzig durch eine achteckige, sich nach oben verjüngende, 3 Meter hohe Steinsäule mit Kapitell und Kreuz des Bildhauers Klaus Becker deutlich. Der auf der Eingangsseite kompakt und nüchtern wirkende Komplex aus rotem Backstein erinnert kaum an einen Kirchenbau: ein niedriges Gebäude mit versetzten Pultdächern, die auf der Nordseite unterhalb des Firstes zum Teil verglast sind. Der eigentliche Kirchenraum mit dem spitz aufsteigenden Dach über der Apsis erstreckt sich in den Garten des Gemeindezentrums – einer öffentlich zugänglichen Parklandschaft, in der sich im Laufe der Jahre zahlreiche Werke zeitgenössischer Künstler „angesiedelt“ haben.

     

    Innenraum

    Krefeld | Pax Christi | Foto: Pia Landmann, Bild: Ruth und Theo M. Landmann Archiv e. V.

    Krefeld | Pax Christi | Foto: Pia Landmann, Bild: Ruth und Theo M. Landmann Archiv e. V.

    Den schlichten Kirchenraum dominiert die Farbe Rot. Die Wände sind im Blockverband aus rotem Backstein gemauert, der Boden aus rotem Klinker. Auffallend ist die sichtbare Dachkonstruktion aus Holz, deren Spannweite durch große fallende Balken getragen ist: eine Konstruktion, die laut Architekt seinerzeit so nur in Dänemark hergestellt werden konnte. Die Balken ruhen auf schmalen, leicht vorspringenden Wandpfeilern. Mit Tageslicht erhellt wird der Raum indirekt durch die von West nach Ost verlaufenden Fenster- und Lichtbänder im Dachbereich und direkt durch die raumhohen Fenster im Chor. An der Ostwand befindet sich die später eingebaute Orgel. Sie wurde, wie auch die Bestuhlung, vom Architekten entworfen.

  • Liturgie und Raum

    Den liturgischen Raum für Gegenwartskunst zu öffnen, Religion und Kunst im Gottesdienstraum in einen Dialog treten zu lassen, war das unbedingte Anliegen von Pfarrer K.-J. Maßen. Sein Credo in Bezug auf die Kunstwerke in Pax-Christi lautete: „Kunstwerke aus unserer Zeit konfrontieren uns mit dem, was unsere Zeit und die Welt von heute bewegt und prägt, was heutige Nöte und Fragen an Zweifel wecken und an Hoffnungen ermöglichen. Wir haben vornehmlich solche Kunstwerke als für den Kirchraum und die Verkündigung geeignet erachtet, die – manchmal bis hin zum Ärgernis – traditionelle Denk- und Glaubensgewohnheiten aufbrechen und Anstoß geben können, sich fragend und suchend auf das Wagnis des Glaubens und Hoffens heute einzulassen“ Bis heute setzt sich die Tradition fort, dass kein Kunstwerk ohne vorherige intensive Auseinandersetzung zwischen Künstler und Gemeinde einen Platz in Pax Christi findet.

  • Ausstattung
    Krefeld | Pax Christi | Altarkreuz | Foto: Pia Landmann, Bild: Ruth und Theo M. Landmann Archiv e. V.

    Krefeld | Pax Christi | Altarkreuz | Foto: Pia Landmann, Bild: Ruth und Theo M. Landmann Archiv e. V.

    Von der Vielzahl der in Pax Christi installierten Kunstwerke sind nur zwei als Auftragsarbeiten für den Kirchenraum entstanden: Altar und Ambo. Das Bronzekreuz im Altarraum wurde der Gemeinde kurz nach Fertigstellung der Kirche geschenkt. Der Bildhauer Ewald Mataré schuf es im Jahr 1939. Es ist die einzige Arbeit in Pax Christi, die nicht der zeitgenössischen Kunst zuzurechnen ist. In der Darstellung erinnert es an romanische Kreuze. Im Kontrast dazu steht der Altar aus urwüchsigem Stein aus dem Jahr 1981, eine Arbeit des Bildhauers Ulrich Rückriem. Er hatte den Block aus Anröchter Dolomit zufällig in einem Steinbruch gesehen und sofort die Vorstellung, ihn zum Altar für die Kirche „umzuwandeln“. Er spaltete ihn horizontal, sägte aus dem unteren Teil die Mitte heraus, fügte ihn wieder zusammen, schliff und polierte nur die Ober- und Rückseite und beließ die anderen Seiten weitgehend unbearbeitet. Der Ambo, gearbeitet aus einem Eichenstamm, entstand 1983 und nimmt die Form steinerner Ambonen aus der Zeit der Romanik auf. Nach einer Idee Rückriems gestaltete ihn Klaus Becker, einer seiner Schüler.

  • Von der Idee zum Bau

    Mit steigender Bevölkerungszahl wurde im Glockenspitz, zwischen Krefeld-Oppum und Krefeld-Bockum, zwischen den Kirchen „Zu den Heiligen Schutzengeln“ und St. Gertrudis, 1972 eine neue Pfarre eingerichtet. Der bereits für den Bereich zuständige Pfarrer Karl-Josef Maßen übernahm sie. Er war der zeitgenössischen Kunst zugetan und ihr Sammler. Auf dem Baugrundstück sah das Bistum zunächst ausgediente Container vor, in denen vorher Not-Schulklassen untergebracht waren. Hier sollte Pfarrer Maßen seine Vorstellung umsetzen, Kunst und Kirche anzunähern. Maßen, wenig begeistert von einem solchen Provisorium, wandte sich an den Architekten Heinz Döhmen, ebenfalls ein Kunstsammler.

    In regem Gedankenaustausch entstand das Konzept für ein Gemeindezentrum: Es sollte kostengünstig sein, den unterschiedlichen Gemeindeaktivitäten Rechnung tragen und die Möglichkeit bieten, zeitgenössische Kunstwerke in den Kirchenraum zu holen. Auf Turm und Glocken wurde aus Kostengründen von vornherein verzichtet. Der Kostenvoranschlag, der noch unter dem der „Containerkirche“ lag, wurde vom Bistum genehmigt. Im September 1979 wurde Pax Christi eingeweiht und Pfarrer Maßen begann mit seiner Kunstarbeit: „Es ging, nicht darum, aus einer Kirche eine Art Museum für moderne Kunst zu machen, wie etliche mutmaßten, sondern letztlich um eine Öffnung kirchlicher Arbeit zur Kultur im weitesten Sinne, zu den Fragen des gesellschaftlichen Lebens und der Welt von heute.“

  • Der Architekt Heinz Döhmen
    Heinz Döhmen | Foto: Pia Landmann, Bild: Ruth und Theo M. Landmann Archiv e. V.

    Heinz Döhmen | Foto: Pia Landmann, Bild: Ruth und Theo M. Landmann Archiv e. V.

    Heinz Döhmen, 1927 in Korschenbroich geboren, studierte Architektur an der TH Aachen bei Hans Schwippert. Nach dem Diplom arbeitete er ab 1956 als freier Architekt in Viersen und Mönchengladbach und wurde 1959 Mitglied im Deutschen Werkbund NW. Von 1975 bis 2003 unterrichtet er an der Fachhochschule Aachen, ab 1988 als Honorarprofessor. Sein Schaffen umfasst u. a. Kirchenbauten, Pfarrheime, Kindergärten, Wohn- und Industriebauten. Bei vielen seiner Projekte arbeitete er mit bekannten Künstlern zusammen, darunter Hubert Spierling und Horst Lerche. Pax Christi war der dritte von sieben Sakralbauten, die Döhmen entwarf. Hier verwandte er noch das „pure Material“, wie er es nennt: Backstein. Bei späteren Kirchenbauten griff er „zum farbigen Gestalten“, so auch bei der sog. „Blaue Kirche“ St. Clemens und St. Pankratius (1998) in Inden/Altdorf.

  • Literatur (Auswahl)
    • Im Dialog. Kunst- und Kirchenführer der Pax-Christi-Gemeinde, Krefeld 2004.
    • Prof. Dipl. Ing. Heinz Döhmen, auf: Deutscher Werkbund Nordrhein-Westfalen (www.deutscherwerkbund-nw.de/index.php?id=794, Abrufdatum: 24. November 2016).
    • Albert Gerhards: Die Bedeutung der Künste für die Liturgie – Ars celebrandi, in: Herder Korrespondenz Spezial 2012, 1.
    • Albert Gerhards: Liturgie und Kunst – Zwischenbilanz einer schwierigen Beziehung, in: Michael Durst/Hans J. Münk (Hg.): Christentum – Kirche – Kunst. Beiträge zur Reflexion und zum Dialog, Freiburg/Schweiz, 2004, 103-129.
    • Karl Josef Maßen: Kunst im liturgischen Raum. Die Pax-Christi-Gemeinde in Krefeld, in: Andreas Mertin/Horst Schwebel (Hg.): Kirche und moderne Kunst, Frankfurt am Main 1988, 41-54.
    • Karl Josef Maßen: (K)ein Bildnis machen: zeitgenössische Kunst in Pax Christi Krefeld, Krefeld 1994.
    • Martin Merz: Das Kreuz mit der Kunst, in: Die Zeit 28. Mai 1993 (www.zeit.de/1993/22/das-kreuz-mit-der-kunst/, Abrufdatum: 24. November 2016) .
    • Josef Meyer zu Schlochtern: Sich nur von ferne Grüßen? Zum Verhältnis von Kirche und Zeitgenössischer Kunst, in: Renovatio 2002, Juni, 1/2, 4-14.
    • Guido Schlimbach: Glaubwürdig und nicht vereinnahmt. Karl-Josef Maßen und die zeitgenössische Kunst in Pax Christi Krefeld, in: Kunst und Kirche 2009, 2, 50-54.

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Pia Landmann, Osnabrück (Beitrag online seit 11/2016)

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