Ulm

St. Klara von Assisi

Anschrift Kirche
Virchowstraße 8
89075 Ulm
  • Informationen
    Kontakt / Öffnungszeiten Kirche Zur Webseite
    DI: 17.00 - 18.00 Uhr
    Anschrift Pfarramt Pfarrbüro St. Maria Suso
    Mähringer Weg 51
    89075 Ulm
    0731 53145
    E-Mail
    Zur Webseite
    Öffnungszeiten Pfarramt MO, DI + FR: 9.00 - 12.00 Uhr
    MI, DO: 14.00 - 17.30 Uhr
    In den Ferien ist das Pfarrbüro von Montag bis Freitag jeweils von 9.00 bis 12.00 Uhr geöffnet.
    Gottesdienstzeiten Kirche Die Gottesdienstzeiten können online eingesehen werden unter: www.suso-ulm.de/gottesdienste-st-klara/.
    Kirchen im Südwesten

Die große Einladung

Erst in den letzten 20 Jahren entstand auf dem Oberen Eselsberg ein neues Quartier mit vielen jungen Familien. Am Hang liegt die katholische Kirche St. Klara mit dem zugehörigen ökumenischen Gemeindezentrum. Durch ihre runde Gestalt und die rotbraune Klinkerverkleidung wächst die Kirche wie aus der Erde empor. Damit hebt sie sich bewusst von der profanen Bebauung ab und bildet gleichsam das Zentrum, das Herz des Ulmer Stadtteils. Doch das Kirchenrund ist nicht ganz geschlossen: An zwei Stellen – am Eingang und am Altarraum – öffnet sich der Ring mit einladender Geste. Eintretend umfängt den Besucher dann ein Raum von gewinnender Klarheit, die ganz dem asketischen Lebensstil der Kirchenpatronin Klara von Assisi entspricht.

  • Überblick
    Ort
    Ulm

    Bistum
    Bistum Rottenburg-Stuttgart

    Name der Kirche
    St. Klara von Assisi

    Weihe
    2000 (8. August)

    Architekt
    Architekturbüro Schwarz.Jacobi

    Künstler
    Lothar Seruset, Herbert Volz
    Besonderheit
    Der Rundbau hebt sich durch die braune Klinkerverkleidung einerseits von der Umgebung ab, scheint andererseits organisch mit dem Berg verwachsen.

    Nutzung
    Neben der katholischen Liturgie finden in St. Klara auch viele ökumenische Feiern und einmal monatlich ein evangelischer Gottesdienst der Gemeinde St. Lukas statt.

    Standort / Städtebau
    Die Kirche liegt erhöht, zentral im Ulmer Stadtteil Oberer Eselsberg an der Einmündung der Virchowstraße in die Heilmeyerstraße, den Hauptachsen des Quartiers. Von der Heilmeyerstraße, von Osten wie von Westen kommend, bildet St. Klara den Blickfang. In ihrer Umgebung finden sich Wohn- und Funktionsbauten sowie die Maria-Sibylla-Merian Schule.

  • Beschreibung

    Grundriss

    Ulm | St. Klara | Grundriss

    Ulm | St. Klara | Grundriss

    Die Klarakirche ist geostet und erhebt sich – in Anlehnung an frühchristliche Zentralbauten – auf einem kreisrunden Grundriss, der sich im Westen für den Eingangsbereich und im Osten für den Chorraum öffnet. Letzterer schließt sich rechteckig an die Rotunde an. Im Westen vorgelagert, befinden sich links vom Eingang die Räume für Sakristei und Sanitäranlagen.

     

    Außenbau

    Ulm | St. Klara | Foto: Daniel Greb

    Ulm | St. Klara | Foto: Daniel Greb

    Von der Hauptstraße mit profaner Bebauung (Schule, Banken, Supermarkt) leitet eine große Freitreppe hinauf zurm Kirchenbau. Diese führt zunächst auf ein Plateau, das als Ort für Feste und Begegnung dient. Das Untergeschoss mit Tiefgarage ist zum Hang und zur Hauptstraße hin ebenso wie die Kirche mit Klinker verkleidet und begrenzt so den „sakralen Bezirk“. Im Westen der Kirche ragt ein Vordach über dem wandhoch verglasten Eingang in den Stadtteil hinein. Damit wird die Mittelachse des liturgisch genutzten Innenraums sinnbildlich in das umgebende weltliche Leben verlängert. Die Südseite der Rotunde ist durch 70 kleine quadratische Fenster geöffnet, das Kirchendach ist begrünt.

     

    Innenraum

    Ulm | St. Klara | Foto: Daniel Greb

    Ulm | St. Klara | Foto: Daniel Greb

    Die Rotunde, die Platz für etwa 250 Gläubige bietet, wird durch eine tiefergehängte Mittelachse bestimmt. Zwei parallel laufende Fensterbahnen lassen indirekt Licht in den Raum fallen. Zugleich lenkt sie den Blick vom Eingangsbereich unter der Empore hinauf zum Chorraum. Dieser ist auf rechteckigem Grundriss an die Rotunde angeschlossenen, von zwei Fensterbahnen indirekt beleuchtet sowie mit Kreuz und Altarbild besonders ausgezeichnet. Auf den Altar hin orientiert ist ebenfalls die Fußbodengestaltung, welche die Kreisform aufgreift. So werden die Stuhlreihen halbrund um die – leicht in den Raum hineingezogene – Altarinsel geordnet. Das Raster von 70 quadratischen Öffnungen an der Südseite und die Fenster seitlich der Mittelachse tauchen den Raum in ein helles warmes Licht.

  • Liturgie und Raum
    Ulm | St. Klara | Altarraum | Foto: Daniel Greb

    Ulm | St. Klara | Altarraum | Foto: Daniel Greb

    Im künstlerischen wie geistlichen Zentrum der Kirche zeigt die Altarwand zwei ineinander gelagerte Quadrate. Deren größeres rotes Viereck kann vom Raum nicht ganz gefasst werden und ragt scheinbar über ihn hinaus. Obwohl der Künstler Herbert Volz selbst sein Werk bewusst deutungsoffen ließ, können doch Bezüge zur kirchlichen Tradition hergestellt werden: Durch der Überlagerung von Rot und Gelb entsteht als dritte Figur ein oranges Fünfeck – vielleicht ein Verweis auf die Trinität, vielleicht ein Bild für die Überlappung von göttlichem und menschlichem Bereich in Liturgie und Gebet.

    Vor der Wand findet sich die Altarinsel als Mittelpunkt des gottesdienstlichen Geschehens. Im Halbrund versammelt sich die Gemeinde um den Altar, der an der Schwelle zum Chorraum mit seinem transzendenzbezogenen Kunstwerk steht. Damit greift die Raumordnung auch auf Konzepte der Liturgischen Bewegung zurück, wie sie der Architekt Rudolf Schwarz z. B. im Modell des Offenen Rings entwickelt hat: Die um den Altar gescharte Gemeinde erwartet mit Blick auf die Öffnung des Rings, dass in der Liturgie auch der Einbruch des Göttlichen in die Welt erfahrbar wird.

  • Ausstattung
    Ulm | St. Klara | Klara-Figur | Foto: Daniel Greb

    Ulm | St. Klara | Klara-Figur | Foto: Daniel Greb

    Neben der Gestaltung der Altarwand (Acrylfarbe auf Leinwand) geht auch nahezu alle feste und bewegliche Ausstattung auf den Künstler Herbert Volz zurück. Die hölzerne Altarinsel trägt den Altar aus Schichtholz mit steinerner Tischplatte (Mensa) und – von der Gemeinde aus gesehen – links davon einen Ambo aus dem gleichen Material. Rechts am Übergang von der Rotunde zum Altarbereich steht der stählerne Tabernakel auf einer hölzernen Stele. Die Sitzpolster der Holzstühle zeigen sich abwechselnd in den Tönen Hellblau, Violett, Rot und Gelb. Unter der stählernen Empore finden sich Tauf-/Weihwasserbecken und Osterkerze. Zwei archaisch wirkende Skulpturen, von Lothar Seruset aus Eichenbalken geschnitzt, sind rechts und links in der Rundung aufgestellt: links Maria mit dem Jesuskind, die in Fortführung der Tradition der Immaculata auf einem sichelförmig liegenden Hund steht; rechts Klara von Assisi, zu deren Füßen sie eine Kirche als Patronin des Bauwerks ausweist, in deren Händen ein Speichenrad (nochmals von einer verkleinerten Marienfigur bekrönt) als Abwandlung ihres traditionellen Attributs (Monstranz) vermutlich auf eine Vision von Nikolaus von Flüe anspielt.

  • Von der Idee zum Bau

    Auf dem Eselsberg am Rand der Schwäbischen Alb vor den Toren Ulms standen zunächst militärische Anlagen. Ab den 1950er Jahren errichtete man im Osten zunächst das Wohngebiet Alter Eselsberg mit der Pfarrkirche St. Maria Suso. Für den wachsenden Bereich am oberen, am Neuen Eselsberg wurden ab Mitte der 1980er Jahre Lösungen für ein ökumenisches Zentrum gesucht. Nach und nach siedelten sich am Neuen Eselsberg die Universität, verschiedene Kliniken und mit ihnen junge Familien an. Daher beauftragte man nach einem Wettbewerb 1994 die Stuttgarter Architekturbüro Schwarz.Jacobi mit dem Bau eines Stadtteilzentrums – mit Räumen für beide Konfessionen.

    1997 konnten das evangelische und das katholische Gemeindezentrum ihrer Bestimmung übergeben werden. Im selben Jahr stand die katholische Kirche bereits im Rohbau. Anschließend gestaltete der Ulmer Künstler Herbert Volz, den man nach einem Wettbewerb ausgewählt hatte, den Innenraum. Am 8. Oktober 2000 wurde St. Klara durch Bischof Dr. Gebhard Fürst feierlich geweiht. In ökumenischer Verbundenheit finden hier regelmäßig auch ökumenische Feiern und evangelische Gottesdienste statt.

  • Das Architekturbüro Schwarz.Jacobi
    Ulm | St. Klara | Empore | Foto: Martin Duckek, Stuttgart

    Ulm | St. Klara | Empore | Foto: Martin Duckek, Stuttgart

    Freimut Jacobi wurde 1955 in Hagenau bei Erlangen geboren und studierte nach seiner Schreiner-Gesellenprüfung in Stuttgart Architektur. Wolfgang Schwarz, geboren 1955 in Landau in der Pfalz, studierte in Stuttgart Architektur und gründete dort 1989 ein Büro mit seiner Frau Susanne Schwarz. Geboren 1959 in Stuttgart, hatte sie ebenfalls in Stuttgart Architektur studiert. 1991 trat Jacobi als Partner in das Büro Schwarz ein.

    Zu gemeinsamen Bauprojekten zählen hauptsächlich Wohn- und Funktionsbauten wie die Kettenhäuser (2014/15) in Ostfildern-Kemnat, der Um- und Neubau der Heimvolkshochschule Hohebuch (2008, prämiert mit der Hugo Häring Auszeichnung 2011), Umbau und Erweiterung des Gemeindehauses St. Nikolaus Stuttgart (2008). Im kirchlichen Bereich ist neben St. Klara etwa der Umbau und die Erweiterung der Aussegnungshalle auf dem Friedhof Plochingen (2001, prämiert u. a. mit der Auszeichnung Gute Bauten BDA 2002) zu nennen. Hier entsteht, ähnlich wie in Ulm, durch indirekten Lichteinfall eine warme Atmosphäre.

  • Literatur (Auswahl)
    • Einweihung St. Klara (Miteinander 3, Oktober 2000), hg. von der Katholischen Kirchengemeinde St. Maria Suso, Ulm 2000.
    • Erhard Gross/Raimund Kast (Hg.): Skulpturenführer Ulm/Neu-Ulm. Skulptur und Großplastik, Ulm 2011, 132-133.
    • Kirche St. Klara Ulm-Eselsberg, hg. von der Katholischen Kirchengemeinde St. Maria Suso, Ulm o. J.
    • Stefan Kopp: Der liturgische Raum in der westlichen Tradition. Fragen und Standpunkte am Beginn des 21. Jahrhunderts, Berlin/Wien 2011.
    • Internetauftritt des Architekturbüros Schwarz.Jacobi, Stuttgart: www.schwarz-jacobi.de [Abrufdatum: 31. Januar 2022].

     

    Wir danken allen Bildgebern für ihre freundliche Unterstützung: Die Bildnachweise werden jeweils am Bild selbst geführt.

Text: Daniel Greb, Würzburg (Beitrag online seit 03/2017)

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